Von Softwarebude zu 9-stelligem Exit: Die SevDesk Story mit Mitgründer Fabian Silberer | Entscheidungsfindung für den Exit | 130.000 Software Kunden (SMEs) | Erste Finanzierungsrunde gescheitert | Mehr als 60 Millionen Euro Funding

In 2013 gegründet, hat SevDesk in den letzten 12 Jahren mehr als 130.000 Kunden gewonnen und wurde kürzlich als erster großer deutscher Startup Exit in 2025 an Cegit für eine 9-stellige Summe verkauft.
Mitgründer Fabian Silberer gibt Einblicke in die Entscheidungsfindung die Firma jetzt zu verkaufen, wir sprechen aber auch ausführlicher über die Story von Software-Bude zu einer Firma mit solidem 2-stelligen Millionenbetrag an Umsatz (Annual Recurring Revenue).
Wir blicken gemeinsam auf die wichtigsten Stationen der letzten zwölf Jahre: von der Gründung und den ersten Kunden über das Bootstrapping bis hin zu großen Finanzierungsrunden und schließlich dem Exit. Dabei spricht Fabian offen über die Herausforderungen, Rückschläge, Learnings und warum er sich entschieden hat, seine Rolle als CEO niederzulegen.
Was du lernst:
- Von der Software-Agentur zum SaaS-Produkt:
Wie SevDesk aus einer Auftragsarbeit heraus entstand und zu einer der führenden Buchhaltungssoftwares Deutschlands wurde.
- Die Bedeutung von Product-Market-Fit:
Warum der erste zahlende Kunde ein „magischer Moment“ war und wie Feedback von Kunden die Produktentwicklung geformt hat.
- Bootstrapping vs. Venture Capital:
Fabian teilt seine Erfahrungen aus der frühen Finanzierung durch eigene Mittel und Dienstleistungsaufträge sowie den Wechsel zu Venture Capital in späteren Phasen.
- Herausforderungen beim Wachstum:
Wie das Team von zwei Gründern auf hunderte Mitarbeitende gewachsen ist und welche Fehler sie auf dem Weg gemacht haben – besonders bei der Rekrutierung und Skalierung der Organisation.
- Der Exit und die Entscheidung zu verkaufen:
Warum 2025 der richtige Zeitpunkt für den Exit war, welche strategischen Überlegungen dahinterstecken und welche Rolle Themen wie die E-Rechnung und KI in der Zukunft spielen.
- Persönliche Learnings und Leadership:
Fabian spricht ehrlich über den Stress und Druck, den er als Gründer erlebt hat, warum er sich nicht mehr als Manager sieht und was er aus 12 Jahren Unternehmertum mitnimmt.
ALLES ZU UNICORN BAKERY:
Mehr zu Fabian:
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Website: https://sevdesk.de
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Kapitel:
(00:00:00) Wie sehr hat sich SevDesk von Tag 1 bis heute verändert?
(00:07:34) Wie wurde aus "Leistung gegen Geld" ein fertiges Produkt?
(00:14:03) Die ersten Kunden sind da - und nun?
(00:20:39) Die erste Finanzierungsrunde (erstmal gescheitert)
(00:27:06) Talente in Offenburg finden und weiterentwickeln
(00:35:14) Wachstum lernen und intern fördern
(00:39:17) Günstiges Geld in 2021: Der Fluch und Segen einer 50 Mio. Finanzierungsrunde
(00:44:37) CEO-Stressmanagement
(00:46:41) Fabians Learnings & Empfehlungen zu Secondaries
(00:53:14) Exit & Pricing von sevDesk
(00:59:37) Warum war jetzt der Moment, um zu verkaufen?
(01:08:25) Wie lange dauert eigentlich ein Exit?
(01:13:33) Wie geht es für Fabian weiter?
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Fabian Silberer:
[0:00] Das war natürlich schon auch als YouTube-Lehrer unser großer Traum, eine Buchhaltungsoftware irgendwann mal zu bauen. Und nee, natürlich nicht. Ich bin bei Buchhaltung im Studio durchgefallen. Die gelben Seite tatsächlich auch mal von oben nach unten durchtelefoniert. 50 Mal habe ich angerufen, 50 Mal habe ich ein Nein bekommen. Jeder Kunde, der sich angemeldet bei uns zur Free Trial, haben wir eine E-Mail bekommen. Yippie-Yah, neue Anmeldung. Und das war so mit Google Ads. War das vielleicht drei Stück pro Woche. Und an dem Samstagmorgen Anzeige online gestellt. die ging dann ein, zwei Stunden später ging die online und plötzlich macht es in der Inbox in 30-Minuten-Takt, macht es Ding, Ding, neue Anmeldung, neue Anmeldung, ich weiß noch genau, ich bin zurückgeflogen, da habe ich mit Marco Registers gesagt, hey, das ist crazy, was da passiert. Wir haben Produkte, wir haben KPIs, die haben gar nichts und die Raising Money von Investoren, das müssen wir auch machen. Während des Fundings haben wir angefallen, natürlich die Kosten hochgeschrieben, haben massiv gehiert, dreistellig Leute in einem Jahr eingestellt, damals auch ganz ehrlich, nicht nur die Besten eingestellt, Wir haben jedem Problem zwei neue Beine gegeben und gesagt haben, das erschlagen wir mit Leute. Diese Mentalität war gefährlich, extrem gefährlich. Als wir kein Geld noch am Konto hatten, habe ich häufig gesagt, in der Zeit habe ich schlecht geschlafen, wie noch nie. Und wenn dann plötzlich feststellt, hey, das funktioniert nicht mehr und das ist vielleicht morgen weg, das war schon eine brutale Achterbahnfahrt.
Fabian Tausch:
[1:17] Jetzt kommt ein kurzer Teil, den du nicht so witzig finden wirst und den du auch nicht kommentieren wirst, aber
Fabian Tausch:
[1:23] Cevdesk ist der erste große Exit, den wir in Deutschland in 2025 gesehen haben. Es gibt zwar keine kommunizierte Summe, aber wir sprechen im Podcast ein bisschen drüber, wo das ungefähr liegen könnte. Und man muss schon sagen, bei circa 30 Millionen AHA, die Cevdesk gemacht hat beim Zeitpunkt des Verkaufs, ist das definitiv ein solider Exit. Und ich habe heute mit Fabian Silberer, einem der beiden Gründer, darüber gesprochen, wie von Start als Softwarebude bis hin zu wirklich großem Exit, dass alles vonstatten gegangen ist. Wir haben versucht, über die großen Inflection Points zu sprechen, was sind die Punkte, wo es auch mal hätte schief gehen können. Und auch darüber gesprochen, wo er happy ist, dass er es gemacht hat und wo er vielleicht auch nicht so happy war, warum er jetzt dann vielleicht auch nicht mehr als Geschäftsführer tätig ist und was als nächstes kommen könnte. Um hier nicht alle noch länger auf die Folter zu spannen. Du hörst Unicorn Bakery, mein Name ist Fabian Taus. Bei Unicorn Bakery geht es grundsätzlich darum, die Learnings und Erfahrungswerte von erfolgreichen Gründungen und Startups sehr taktisch aufzuarbeiten. Also nicht nur die Geschichte, sondern auch wirklich zu gucken, was kannst du als Gründer oder Gründerin daraus mitnehmen. Deswegen, wenn dich der Podcast interessiert und das Thema generell, folgt uns gerne. Hier kommt Fabian Silberer von Zepdesk. Fabian, willkommen bei Unicorn Bakery.
Fabian Silberer:
[2:48] Hallo Fabian, danke, dass ich da sein darf. Ich freue mich.
Fabian Tausch:
[2:50] Wir haben jetzt die letzten Wochen so die großen News gelesen. Zepdesk ist verkauft worden und du als Gründer gehst aus der Firma raus. Da werden wir auf jeden Fall drüber sprechen. Packt das mal ganz kurz zur Seite, weil ich will verstehen, wo das begonnen hat. Und zwar mit der Frage, ist das Cevdesk, was ihr damals 2013 gestartet habt, quasi das Cevdesk, was wir heute noch kennen und was vor kurzem verkauft wurde?
Fabian Silberer:
[3:19] Ja, wir machen ja heute Buchhaltungssoftware. Und als wir die Firma gegründet haben, hieß die Firma damals noch Sebenit GmbH. Das deutet schon darauf an. Nein, es war doch am Anfang etwas anderes. Und ja, aber es war natürlich schon auch als Jugendliche immer unser großer Traum, eine Buchhaltungssoftware irgendwann mal zu bauen und dann auch im Studium Buchhaltung. Das ist mir so gut gelegen. Das war klar, okay, ich möchte da was machen.
Fabian Silberer:
[3:42] Nee, natürlich nicht. Ich bin bei Buchhaltung im Studium durchgefallen, sodass das entweder die beste Steinvorlage ever war oder eben auch nicht. Aber wir haben die Firma unter einem ganz anderen Stern gegründet. Also Marco und ich, wir haben uns beim Studium kennengelernt, hatten beide einen ähnlichen Hintergrund, sind in den selbstständigen Familien groß geworden. Marcos Dad ist Mechaniker, mein Vater ist nach wie vor Landwirt. Also ich bin auf dem Bauernhof groß geworden. Also ich kenne schon die Pains, wenn man Samstagmorgens nach einem Familienfrühstück die Buchhaltung machen muss. Mein Papa hat das regelmäßig getan und er muss das heute auch noch tun. Und wir haben es dann selbstständig gemacht, weil wir eben gerne programmiert haben, Software gebaut haben. Das irgendwie hat uns das begeistert, mit dem Computer zu erzählen, was er zu tun hat. Und haben dann auch relativ früh in unserer Jugend festgestellt, hey, wir können damit Geld verdienen. Ich habe mein erstes Geld mit einer Website mit 14 oder 15 verdient. Wenn wir mal 500 Euro von einem Restaurant bekommen und dann festgestellt, hey, okay, du machst etwas, was dir gut liegt, was du gerne machst und so dann die Liebe für Unternehmertum-Digitalwelt entdeckt. Und so haben wir die Firma eigentlich gegründet auch. Also wir haben im Studium festgestellt, hey, es gibt da draußen viel Software, sind aber in der SAP-Welt groß geworden und gedacht, das ist jetzt nicht so cool. Natürlich, SAP bedeutet ein tolles Unternehmen, wichtig für Deutschland, ist jetzt aber nicht bekannt für schöne Oberflächen, gute Benutzerführung.
Fabian Silberer:
[5:12] Moderner Tech-Stack etc. Wir haben gedacht, hey, wir können das besser. Also haben wir eine Firma gegründet 2013, die Servinit GmbH. Und das war letztendlich eine Software-Bude. Nichts anderes. Wir haben Aufträge angenommen und haben Websites gebaut, Online-Shops gebaut, einen Online-Spülmaschinen-Konfigurator gebaut. Also ganz wildes Thema. Aber das hat halt eben die Rechnung bezahlt und das war dann gut. Und so konnten wir uns langsam, aber sicher dann auch auf ein Produkt fokussieren irgendwann.
Fabian Tausch:
[5:41] In der heutigen Zeit hättest du damit wahrscheinlich auch ein Luxusspülmaschinen-Direct-to-Consumer-Business bauen können. Ich habe gerade erst gesehen, dass zum Beispiel Boxspringwerten oder ähnliches sich dadurch auch sehr gut konfigurieren lassen und sehr viel Geld ausgeben lassen dafür. Aber wenn wir mal auf den Punkt zurückkommen von Softwareprojekten und Softwarebude zu wir bauen ein eigenständiges Produkt, ist ja trotzdem Switch. Ich meine Auftragsarbeit und wir verdienen jetzt hier direkt Kohle hin zu wir machen Software as a Service und gerade wenn wir uns Cevdesk angucken, dann nehmt ihr ja irgendwie, also ich bin langjähriger Kunde, dementsprechend ich weiß was ich da bezahle, das sind so 20 Euro im Monat ungefähr, plus minus, je nachdem was ich da alles gerade brauche. Aber da ist ja schon der Unterschied von, ein Kunde bezahlt mir ein paar tausend Euro und ich bin im Projekt profitabel, weil ich einfach ganz klar Arbeit und Leistung gegen Geld tausche hin zu, ich baue ein Produkt, wo ich erstmal auch viel Arbeit reinstecken muss, um das finanzieren zu können. Wie hat sich das denn gewandelt? Also ich meine, da muss man ja schon irgendwie eine klare Entscheidung fassen und sagen, okay, wir stellen unser Geschäftsmodell um. Oder wie sieht das in der Anfangszeit bei euch aus?
Fabian Silberer:
[6:44] Ja, das war ein iterativer Prozess. Wir hatten damals ein Stück Software, was wir auch für einen Kunden gebaut hatten. Das war eine Online-Rechnungssoftware-Kundenverwaltung. Das war der Ursprung für den Seftest. Das haben wir für einen Kunden gebaut, einen Reitplatzbauer, der halt auf jeden Fall unterwegs war, von unterwegs angeboten und Rechnungen schreiben wollte, einsehen wollte, okay, wer hat mit dem Kunden schon Kontakt gehabt. Dann haben wir gesagt, hey komm, wir bauen das. Das war 2013, haben wir das dann auch bei dem eingeführt, so richtig auf einem Surfer, bei dem zu Hause, auf einer Blechbox. Und haben dann gedacht, hey, das ist aber schon eigentlich fast cloudfähig. Haben dann dieses Stück Software genommen, haben dann geguckt, okay, was können wir damit eigentlich tun? Rechnung schreiben, das müssen doch eigentlich alle Unternehmen da draußen.
Fabian Silberer:
[7:31] Okay, probieren wir das mal zu verkaufen. Was macht man, wenn man keine Ahnung hat von Vertrieb? Dann telefoniert man, hat man eben Unternehmen ab, die man kennt. Also mit der Familie rumgefragt, die gelben Seite tatsächlich auch mal von oben nach unten. 50 Unternehmen angerufen, durchtelefoniert. Naja, es hat so mäßig gut funktioniert. Beziehungsweise 50 Mal habe ich angerufen, 50 Mal habe ich ein Nein bekommen. Beziehungsweise manchmal noch so, ja, klingt interessant. Zwei Termine hatten wir auch, aber letztendlich ist dabei nix rumgekommen. Hätte das damals funktioniert, hätten wir wahrscheinlich eher ein anderes Produkt gebaut, vielleicht auch Buchhaltung, aber der durchschnittliche Preis pro Kunde wäre definitiv nicht plus minus 20 Euro, sondern dann wahrscheinlich 200 oder 2000 Euro im Monat. Aber es hat nicht funktioniert, also waren wir wieder auf Null vertrieblich gesehen, mussten uns überlegen, okay, was kann man tun. Und dann, das war ja Anfang 2014, Ende 2013, haben wir rumgeguckt, okay, in den USA gibt es halt eben schon Dropbox, Salesforce und dieses moderne SaaS-Geschäftsmodell, bei dem du eben Free Trial testen, Skipping Pricing, Good, Better, Best etc.
Fabian Silberer:
[8:41] Das kam gerade so raus und das war ja relativ neu noch zu dem Zeitpunkt für Deutschland, würde ich sagen. Dann habe ich gesagt, komm, probieren wir das mal. Also, haben wir uns hingesetzt, haben eine Webseite gebaut, haben Pricing definiert und dann hast du eine Webseite. Ja, gut. Dann musst du natürlich auch gucken, wie kriegst du Traffic drauf. Und wir haben damals aus eigenem Geld gegründet und eben durch Dienstleistungsaufträge konnten wir unsere Rechnung bezahlen. Aber 500 Euro war für uns sau viel Geld zu dem Zeitpunkt. Wir hatten das Stammkapital von 25.000 Euro der GmbH, haben dann 500 Euro genommen, haben die bei Google Ads investiert. Und da kam wieder nichts rum. Und das war halt auch wieder so ein Punkt, wo ich dachte, boah, jetzt haben wir mal zwei Vertriebskanäle von uns probiert, aber wieder nichts passiert. Und dann habe ich gedacht, okay, ja, vielleicht war Google nicht das Richtige. Dann kam gerade so Facebook raus. Keiner hat damals gedacht, hey, du kannst über Facebook Unternehmen akquirieren. Dann habe ich das aber mal probiert. Und ich habe dann festgestellt, hey, da gibt es eine Zielgruppe, Die heißt Inhaber von Kleinstunternehmen. Und dann habe ich gesagt, ja gut, bingo. Also die müssen alle Rechnung schreiben.
Fabian Silberer:
[9:46] Also gebucht, Anzeigen gebucht. Und ich weiß das noch genau. Ich bin Samstagmorgens da gesessen. Und wir haben für jede E-Mail, die reinkam, also jeder Kunde, der sich angemeldet bei uns zur Free Trial, haben wir eine E-Mail bekommen. Yippie-yay, eine neue Anmeldung. Und das war so mit Google Ads, war das vielleicht drei Stück pro Woche. Und an dem Samstagmorgen Anzeige online gestellt. Die ging dann ein, zwei Stunden später, da ging die online und plötzlich macht es in der Inbox, im 30-Minuten-Takt macht es Ding, Ding, neue Anmeldung, neue Anmeldung, neue Anmeldung. Okay, irgendwas ist da anders. Dann haben wir das angeguckt, hatten dann, also, ich weiß nicht, hunderte Sign-Ups, hunderte Leute auch in der Software drin, die wir gerade fest neu gebaut haben. Und das war ein magischer Moment für uns, weil wir haben festgestellt, hey, da passiert was. Die Leute interessieren sich für das Produkt. Wir haben dann auch alle versucht abzutelefonieren. und gesagt, hey, okay, was fehlt euch, unter welchen Voraussetzungen würdet ihr buchen, etc. Und tatsächlich hat dann nach einer Woche auch der erste Kunde gesagt, hey, hier sind meine CEPA-Lastdaten, bitte, ich möchte das Produkt nutzen. Okay, cool.
Fabian Tausch:
[10:48] Ganz kurz, wichtige Frage, wie weit wart ihr zu dem Zeitpunkt mit Produkt? War das nur eine Landingpage, um es zu testen oder war das Produkt schon, also nur um das einzuschätzen, du hast gesagt, ihr hattet schon Bestandteile aus einem Kundenprojekt vorher. Wo standet ihr zu dem Zeitpunkt?
Fabian Silberer:
[11:01] Das war ein voll funktionierendes Produkt. Natürlich war das noch nicht ausgereift, aber du konntest Angebote schreiben, Du konntest Rechnung schreiben, konntest Kunden verwalten. Ganz rudimentär, aber du konntest dich auf der Webseite, wir haben ja drei, vier Seiten gebaut, Homepage, Pricing und Sign-up-Page wahrscheinlich und vielleicht ein FAQ. Du konntest dich anmelden, bist in die Software reingesprungen, direkt und konntest dann auch die Software testen. Und in der Software konntest du dann auch buchen. Es waren zwei Zelda, IBAN, BIC, bitte Geld einziehen, fertig. Und so weit waren wir zu dem Zeitpunkt. Und dann eben auch Basis, Kundenfeedback haben wir das Stück für Stück weiterentwickelt. Aber es war noch keine Buchhaltungssoftware, das ist ganz wichtig. Und das war aber für uns der magische Moment, als der erste Kunde gebucht hat. Heute wissen wir alles, was das ist. Das ist der Product Market Fit, weil irgendwann haben wir einen Strich drunter gezogen und haben dann festgestellt, hey, wir haben jetzt hier 500 Euro investiert nach einem Monat und hatten plötzlich 20 Kunden. Und das war natürlich geil. Also das kann jeder selber auch unterrechnen, was es bedeutet, aber diese Customer Acquisition Cost für 15, 20 Euro im Monat lässt der Kunde da, das ist cool. Das ist mega. Hätten wir heute auch noch gerne. Heute ist es ein bisschen kompetitiver, dafür natürlich auch hochvolumiger. Aber das war für uns der magische Moment für diesen tollen Product-Market-Fit. Wie...
Fabian Tausch:
[12:16] Habt ihr dann weitergemacht? Ihr meint, ihr wart ein super kleines Team. Wart ihr damals noch zu zweit oder hattet ihr schon Leute mit drin?
Fabian Silberer:
[12:21] Wir waren zu zweit bis Anfang 2014. Dann kam unser erster Mitarbeiter, der Raphael, der heute Gründer von Happy Hotel ist. Und dann haben wir auch in 2014 zwei, drei Studenten mit eingestellt, die geholfen haben, die Dienstleistungsprojekte abzuwickeln, weil wir haben weiter gebootstrapped bis 2017, aber auch dann, so gut es geht, in Seftes die Zeit rein investiert und das Produkt weiterzuentwickeln und auf die Kundenbedürfnisse anzupassen.
Fabian Tausch:
[12:48] Nimm uns mal mit, jetzt hast du so das erste Gefühl von, wir haben Kunden, die das kaufen und die Maschinerie kann funktionieren, weil wenn ich 25 Euro oder 20 bis 25 Euro ausgebe und die Kunden bezahlen mir 15 bis 20 Euro im Monat, dann habe ich irgendwie nach zwei Monaten mein Geld wieder drin und dann überlegst du dir natürlich, okay, wie baue ich da jetzt weiter? Jetzt weiß ich, okay, ich kann Kunden gewinnen, muss jetzt natürlich herausfinden, wie skaliere ich das. Gleichzeitig muss man sagen, dass 2013, 2014 Venture Capital noch ein bisschen eine andere Hausnummer war als heute. Ihr habt eure erste Runde dann 2017 gemacht, also da ist schon ein bisschen Zeit vergangen. Wie seid ihr damit umgegangen, dass ihr jetzt gesehen habt, okay, da kommen Kunden rein, was jetzt?
Fabian Silberer:
[13:27] Ja, wir sind ja hier ländlich aufgewachsen in Offenburg. Und ich würde sagen, wir haben jetzt dieses Venture-Gen nicht in die Wiege gelegt bekommen. Wir sind selbstständig familiengroß geworden. Das Unternehmertum war uns natürlich schon ein Begriff. Aber dieses Großdenken, das haben wir uns nicht angemast zu dem Zeitpunkt. Wir haben gesagt, wir wollen eine tolle Company bauen, wir wollen ein tolles Produkt bauen und mal sehen, wie groß das wird. Zu dem Zeitpunkt kam dann schon auch so der Film, das Social Network raus und dann guckst du in die USA, okay, ist die Serie erfolgreich, wenn plötzlich so ein Mark Zuckerberg von heute ist, von null auf sofort ist. Man hat gesagt, das könnte schon interessant sein, aber wir haben uns das nicht angemaßt, irgendwie so groß zu denken. Haben dann mit dem Produkt selbst das weiterentwickelt, haben auch nicht gewusst, dass das ein toller Payback-Ratio ist für die Customer-Resession-Kost, aber haben gedacht, hey, das funktioniert, steckst Geld rein, mehr Geld kommt raus nach zwei Monaten, das funktioniert, Punkt. Haben das weiterentwickelt, haben weiter gebootstrappt, aber du beschäftigst dich ja mit dem Geschäftsmodell, überlegst dir, okay, was kannst du tun, guckst in die USA, liest viele Blogartikel, liest Bücher und dann stellst du fest, hey, das ist gar nicht so schlecht, was du da hast. Vielleicht kannst du da mehr draus machen. Und ich habe nebenberuflich noch meinen Master gemacht zu dem Zeitpunkt, war dann da auch in Stanford vier Wochen. Ich habe da zum ersten Mal gesehen, wie groß die denken und wie verrückt die Leute das sind. Die haben nicht mal ein Produkt, die haben eine Idee und sammeln Geld von Investoren ein. Ich weiß noch genau, ich bin zurückgeflogen.
Fabian Silberer:
[14:52] Ich habe mit Marco Hingester gesagt, hey, das ist crazy, was da passiert. Wir haben ein Produkt, wir haben KPIs, die haben gar nichts und die raise money von Investoren. Das müssen wir auch machen. Also haben wir geguckt. Damals gab es leider noch keine Höhle der Löwen und auch wenig Venture Capital in Deutschland, wie du gesagt hast. Aber es gab schon Business Angels und so haben wir auch bei uns in der Region, in Freiburg, in Karlsruhe, geguckt, was für Business Angel Netzwerke es gibt. Haben dann im Cyberforum in Karlsruhe eine ganz gute Adresse gefunden. Die haben uns eingeladen zu diesem Business Angel Pitch Day, haben uns gecoacht, wie man pitcht, wie man die Zahlen präsentiert, wie man das Produkt präsentiert, wie man das strategisch positioniert. Und das haben wir gemacht und da wollten dann auch tatsächlich plötzlich von 20 anwesenden Business Angels 15 investieren. Die haben gesagt, hey, das wird mal cool, klasse, mach das. Und denen haben wir uns hingesessen, die haben uns einen Termsheet gegeben, ich weiß noch genau, ob wir das Termsheet bekommen. So, okay, die junge Frau Maria hat zum Kind bekommen, haben das genommen, sind ins Auto reingesessen und Marco und ich mussten erst mal auf deutsche Startups.de googeln, was die ganzen Begriffe bedeuten, die da drinstehen. Take-along, drag-along und ganze komische Vertragszeug. Und ja, so war der erste Kontakt für uns eigentlich mit der Venture Capital Welt. Und dieser Punkt hat nicht ganz so funktioniert, wie wir uns gedacht haben. Wir kamen von Bootstrapping, hatten keine Ahnung, haben ein Termsheet vorgelegt bekommen, haben das mit der Business Angel besprochen.
Fabian Silberer:
[16:12] Die Terms da drin, die waren jetzt nicht ganz so gut. Das wussten wir aber zu einer Zeit noch nicht. Plus, die Business Angels haben uns geraten, nee, wir brauchen keinen Rechtsanwalt. Wir haben das schon so häufig gemacht etc. pp. Wir haben dann zwei Wochen vor Notartermin 2015, haben wir...
Fabian Silberer:
[16:29] Dann hat das doch mal einem Rechtsanwalt gegeben, weil uns doch andere Unternehmer auch dazu geraten haben, lass doch da mal jemanden drüber gucken. Haben das gemacht und der hat gesagt, hey Jungs, das könnt ihr so nicht unterschreiben, das ist nicht gut. Eher jetzt ein paar Tage vor dem Notartermin dann zu den Business Angels zurückzugehen und sagen, hey, das, was wir verhandelt haben, tut mir leid, da müssen wir nochmal sprechen. Das war jetzt nicht ganz so die feine Art. Aber wir haben das getan und das war, ich würde sagen, wie so ein kleiner Vertrauensverlust für die Business Angels. Die haben gesagt, hey, tut mir leid, nee, wir haben das verhandelt und ihr halte euch nicht an die Absprache, der Deal ist auf den Tisch. Und von heute auf morgen, wir waren plötzlich das geilste Startup in Town und plötzlich waren wir nichts mehr. Wir hatten nichts mehr auf dem Tisch, kein Deal. Wir waren da, das wäre nicht schlimm gewesen, wir haben ja geboostrappt, aber, und das war glaube ich auch eine lehrreiche Zeit, wir haben zum ersten Mal da gedacht, das Geld kommt ja, wir fangen jetzt schon mal an zu investieren.
Fabian Silberer:
[17:24] Das Bankkonto war ohnehin immer auf Kante genäht. Unser Bankberater hat damals mehrfach gesagt, ihr seid kurz vor der Insolvenz, ihr seid bilanziell eigentlich sowieso überschuldet. Und wenn das Geld kam dann nicht, dann waren wir wirklich richtig in der Bredouille. Ich weiß noch genau, ich habe die Rechnung gemacht und ich habe zu Marco gesagt, hey, wir können im Monat ja nicht die Löhne bezahlen. Und dann haben wir uns auch hingesessen, haben überlegt, was wir tun können. Sind dann auch mit der Kreditkarte beispielsweise zum Sparkassenbankautomaten gelaufen, haben da versucht, mit der Kreditkarte noch irgendwie das Limit auszureizen. Hat leider nicht funktioniert. Ich weiß zwar heute nicht warum, bis heute nicht warum, Aber wie immer haben wir kein Bargeld bekommen und so mussten wir dann bei den Business Angels nochmal anklopfen und einer hat sich dann auch erbarmt. Vielen Dank auch nochmal an den, der damals uns die 150.000 Euro gegeben hat, weil ohne ihn wäre das definitiv heute nicht mehr da. Das ist auch ganz klar.
Fabian Tausch:
[18:10] Spannender Punkt, ganz kurz für alle, die sich so denken, okay, warte, Anwalt, wir haben mal ein paar Episoden mit einem doch ziemlich guten Berliner Anwalt gemacht, Nennen wir Legal Bakery. Wir verlinken das mal in den Shownotes, weil da sprechen wir schon durch, welche Gedanken man sich in der Vorbereitung zur Finanzierungsrunde machen sollte und welche Terms es gibt und wie die sich auswirken können und so weiter. Weil es schon ein richtig wichtiges Thema ist. Das schützt nicht davor, dass man sich trotzdem noch den Anwalt suchen muss. Weil ich glaube, das ist nett, dass es jetzt Content dazu gibt und man das vielleicht schneller versteht, aber bitte sucht euch da den Support, dass man kurz als kleiner Seitenhinweis auf der einen Seite in eigener Sache, wenn es um den Content geht, aber auch für euer Buller gehen, wenn es um die Finanzierungsrunde geht, weil einmal irgendwelche komischen Terms festgeschrieben, die da nicht drin stehen sollen. Das ist alles machbar und man kriegt das vielleicht auch irgendwie wieder raus. Aber im besten Fall hast du das einfach gar nicht drin, weil das ist teuer und kostet Zeit und viele, viele Nerven. Und deswegen kurzer Plage an der Stelle.
Fabian Silberer:
[19:11] Ja, ich rate auch wirklich jedem Gründer, sobald ein Termschied auf dem Tisch liegt, muss ein Rechtsanwalt mit an den Tisch. Aber im Termschied versuchst du ja schon wirklich die Eckpunkte festzuziehen. Und wenn du die Eckpunkte später nochmal aufmachen willst, das ist ja Kacke für alle beteiligt.
Fabian Tausch:
[19:24] Wie ging es dann weiter von, wir haben jetzt diese 150.000 Euro bekommen und sind nicht insolvent gegangen und konnten die Löhne bezahlen, bis hin zu, ich meine, ihr habt dann über die Jahre 2021 50 Millionen aufgenommen, also da ist dann schon noch ein bisschen was passiert dazwischen, da gab es dann nochmal zwei Runden, das eine war Lea Partners und dann irgendwie GFC, Global Founders Capital, Matthias Müller, der uns auch hier die Intro gemacht hat, deswegen danke an der Stelle Matthias. Und dann eben die Runde in 2021. Also ihr habt dann doch so ein bisschen das Venture-Game reingefunden. Gleichzeitig muss dafür natürlich auch ein bisschen was stimmen. Also das ist nett zu sagen, wir fundraisern. Das andere ist natürlich auch, wir müssen die Organisation so bauen, dass wir überhaupt fundraisern können. Wie sind aus den ersten 20-30 Kunden so viele Kunden geworden, dass ihr wirklich Finanzierungsrunden bauen konntet?
Fabian Silberer:
[20:10] Also zum Ersten mit der Kohle konnten wir dann weiter bootstrappen, würde ich jetzt mal sagen, weil das Geld war schnell investiert und wir haben dann auch nicht mehr ganz so auf Kante genäht, weil Wir haben daraus gelernt und haben dann in Zephtas Stück für Stück in Richtung Buchhaltung manövriert. Das war damals auch wirklich so ein, glaube ich, ein wichtiger, entscheidender Moment für Zephtas, als wir dann gesagt haben, hey, wir gehen jetzt aufs Ganze und sagen, Buchhaltung it is. Auch diese Business Angels, die haben uns damals abgeraten und haben gesagt, hey, legt euch nicht mit den Steuerberatern an, legt euch nicht mit der Dativ etc. An. Das ist viel zu kompliziertes Thema. Er sagt, hey, wir machen es trotzdem, auch wenn wir keine Ahnung davon haben. Aber wir glauben, das ist ein großer Markt. Wir sehen, das ist ein Pain. Wir haben auch die Kunden gehört und ich glaube, das war wirklich wichtig. Wir haben dann Ceftes dahin manövriert, Belegerkennung eingeführt, Mobile-App zum Scannen eingeführt und auch die DATEV-Schnittstelle aufgebaut, den Steuerberater mit in Ceftes rein integriert. Und das hat richtig nochmal Ceftes beflügelt. Es war ebenso um den Drehraum, würde ich sagen, 2017, 2018, als wir dann auch zum ersten Mal Geld eingesammelt haben. Also der Pitch ist natürlich klar. Du hast einen Riesenmarkt. Wir glauben, in Deutschland gibt es eine große, also 6, 7 Millionen, Deutschland, Österreich, das haben 6, 7 Millionen kleine Unternehmen. Die müssen alle das Thema Buchhalten irgendwann machen. Und wenn diese Buchhaltungssoftware mal sitzt, dann sitzt die ewig, weil du schmeißt nicht alle paar Wochen die Buchhaltungssoftware raus, eigentlich auch nicht alle paar Jahre, weil das System soll funktionieren oder will es sich zurücklehnen können und dich darauf verlassen können.
Fabian Silberer:
[21:32] So, der Pitch dafür, das Produkt ist, glaube ich, eindeutig und für den Markt plus, wir hatten einfach eine sehr gute Traktion. Wir sind im Zeitpunkt profitabel, 15-20% Wachstumsrate pro Monat. Ist halt auch klar, hey, das ist, das funktioniert. Unit Economics, Customer Investition Costs waren immer noch sehr gut, Vielleicht waren das drei Monate, aber immer noch hervorragend. Und zu dem Zeitpunkt wurden dann auch immer mehr Venture Capital Funds auf uns aufmerksam.
Fabian Silberer:
[21:58] Partner wurden auf uns aufmerksam, die 1&1, beziehungsweise heute Ajonos wollte mit uns kooperieren. Und da haben wir dann auch die Lea in Karlsruhe kennengelernt, der Venture Capital Fund. Und die wollten investieren, haben dann gleich auch ein Family Office mitgebracht, das Family Office Wecken. Das waren unsere ersten Investoren. Und die haben uns dann in der ersten Runde, glaube ich, 3,1 Millionen gegeben. Wir haben das Geld dann auch größtenteils sinnvoll investiert. Allerdings haben wir uns ein bisschen verzockt mit dem Managen der Liquidität, würde ich sagen. Es war auf jeden Fall klar, hey, wir brauchen irgendwann eine Nachfinanzierung, haben aber noch nicht die Runde vorbereitet gehabt. Auch wichtiges Learning, sechs Monate zur Vorbereitung würde ich immer einplanen. Wir haben dann eine Bridge auch nochmal genommen auf 5,1 Millionen erweitert. Zumal wir das Geld perfekt investiert. Also ich gehe rückwirkend betrachtet, man zeigt ja dieses Triple, Triple, Double, Double, 1 auf 3 Millionen, 3 auf 9. Wir waren nicht ganz da und ich glaube, das ist auch immer so ein Thema, ja, mei, also exakt, wenn du das erreichst, hervorragend, aber ich glaube, ganz, ganz, ganz, ganz, ganz wenige erreichen das genau so. Wir waren da leicht drunter, aber auch wenig Geld eingesetzt zu dem Zeitpunkt. Und so ist dann GFC, Matthias Müller auf uns aufmerksam geworden, waren uns von Anfang an sympathisch und wir konnten dann eben auch Olli überzeugend dann eben bei uns rein zu investieren. Die wollten unbedingt den Deal machen. Und so haben wir dann, ich weiß gar nicht mehr ganz genau, ich glaube 7, 8 Millionen Rechnung GFC bekommen 2019.
Fabian Silberer:
[23:22] Das Geld auch super, glaube ich, investiert, strategisch weiter Gas gegeben, das Produkt investiert, Firma professionalisiert und dann 2020, 2021 wusste ja keiner so richtig, was passiert jetzt mit Lockdown, Covid. Wir waren dann nicht mal mit allen Wassern gewaschen, weil wir ein paar Mal schon verzockt haben und auch nicht mehr genug Geld hatten mal in den Jahren vorher. und haben dann gleich bei Covid auch gesagt, Hey, erstmal langsam machen, vorsichtig sein, die Kosten zusammenhalten. Heute wissen wir, ist genau das Gegenteil gekommen. Die Digitalisierungswelle ist dann erst richtig losgegangen. Wir haben nochmal einen richtig tollen Wachstumsschub bekommen. Wir haben auch in TV investiert, was komplett auch verrückt ist und glaube ich nur rum für so SMB, Micro-Software, Micro-Enterprises-Software ist auch hervorragend hinbekommen. Und 2021 dann haben wir zum ersten Mal in der Finanzierungsrunde, würde ich sagen, richtig strukturiert, vorbereitet, vorangetrieben, haben uns ein Netzwerk aufgebaut. Ich glaube, eben zu dem Zeitpunkt auch schon mit 50 VCs gesprochen. Da kam dann Arena Holdings auf uns zu oder hat es ja vorgetan aus der Masse, würde ich sagen, die auch global in ähnliche Geschäftsmodelle investiert haben.
Fabian Silberer:
[24:29] Das war für uns so der letzte, oder einer der großen Ritter-Schläge, wenn so ein amerikanischer Hedgefonds sagt, hey, ich investiere in ein deutsches Buchhaltungs-Startup, weil klar war, hey, das ist wirklich ein großer Markt. Und wenn du hier, wenn du da die Mathematik hinter dann, also zusammen multiplizierst, dann weißt du, du kannst dann Milliardenunternehmen, also nicht Milliardenbewertung, sondern Milliardenumsatz bauen, wenn du da einen Marktführer baust. Und so sind wir mit Arena Holdings zusammengekommen. Und das war schon toll. Also zum einen, glaube ich, die Terms, die der Zeitpunkt natürlich auch perfekt gewählt, 21. Geld war danach nie mehr so billig, deswegen auch, glaube ich, eine tolle Bewertung mitbekommen, haben bei uns zehnfach Stimmrechte eingeführt, Marco und ich hatten noch signifikant Kapitalanteile nach der Runde 40%, aber eben nicht mehr über 50%, hatten aber die Stimmmehrheit, das heißt, ohne uns Gründer ging bis zum Exit jetzt auch wirklich gar nichts und haben so eine tolle Runde, glaube ich, aus Bestandsinvestoren, und immer mitinvestiert haben in den Bestandsinvestoren. Aber auch, glaube ich, nochmal so diesen nächsten Schub an Professionalisierung, Zahlenverständnis, Marktverständnis, strategischem Verständnis dazu genommen bei Self-Discore.
Fabian Tausch:
[25:38] Ihr habt natürlich auch die Milliarde Umsatz, die du gerade angesprochen hast und als Vision gezeichnet hast, habt ihr natürlich auch geknackt und deswegen war es ein guter Zeitpunkt zu verkaufen, oder? Feiner Spaß. Kommen wir gleich nochmal darauf zurück, wo ihr da standet. Aber ein Punkt, der mir aufgefallen ist, über den wir noch nicht so sehr gesprochen haben. Du hast Raphael angesprochen, der jetzt was Eigenes gegründet hat. Early Team. So, was würdest du sagen, wie sehr habt ihr euch damals Gedanken gemacht? Ich meine, heute spricht jeder über, die Person muss so krass sein und hier und da. Wie sehr habt ihr euch damals Gedanken machen können? Ich meine, ihr wart nicht in Berlin, ihr wart in Offenburg. Das ist jetzt nicht die Stadt, wo man die ganze Zeit über Startup Talent spricht und nachdenkt. Wie habt ihr eure ersten Mitarbeiter gefunden und dann auch vielleicht hinten raus, wie haben die sich dann über die Jahre entwickelt?
Fabian Silberer:
[26:21] Ja, ich habe da ehrlich gesagt so eine kontroverse Erfahrung bzw. Auch kontroverse Meinung. Bei uns war das nie so, wir haben die krassesten Triple-A-Player und so etc. Eingestellt. Später ja, absolut. Am Anfang waren das Studenten, Freunde, Bekannte, die halt auch Bock hatten, an was zu arbeiten, die Leidenschaft hatten, ähnlich wie wir. Und so sind wir zusammengekommen. Das war, glaube ich, rückwirkend betrachtet war das am Anfang sehr, sehr gut. Die Leute haben also viele davon sind heute noch bei Seftes, geben Raphael halt selbst was gegründet. Ich glaube, das war für viele auch ein tolles Sprungbrett. Aber für uns war das auch eine tolle Zeit. Also wir hatten wirklich richtig, richtig viel Spaß. Wir haben alles super viel gelernt. Wir haben extrem viel und hart gearbeitet, weil wir waren halt eben nicht die schlauesten oder vielleicht doch, aber wir waren zum Fehlfall nicht die bestausgebildeten Leute, weil wir waren nicht bei Rocket vorher oder auch nicht an der WHU vorher, sondern wir waren halt in Karlsruhe und der DHBW und haben dann eben einfach versucht, was zu tun, was uns Spaß macht, was uns Bock macht und haben uns da reingefuchst bis nachts spät in die Nacht rein.
Fabian Silberer:
[27:25] Und am Morgen haben wir wieder Blogartikel gelesen oder irgendwas anderes und haben versucht, uns eben darüber weiterzubilden und so den Horizont zu erweitern, aber speziell auf das Thema, was uns gerade beschäftigt und was wir brauchen und auch anwenden können. Ich glaube, das war schon wichtig. Ich glaube, so über die Zeit hinweg, wenn deine Firma professioneller wird und du Strukturen brauchst, sagen wir mal 20, 30, 40, vielleicht 50 Leute, da haben wir, glaube ich, den Sprung verpasst. Also ja, wir haben am Anfang alles in Offenburg gemacht, aber irgendwann brauchst du auch Leute, die Dinge schon mal gemacht haben, Die schon mal eine Softwarearchitektur aufgebaut haben, die schon mal Vertriebskanäle auch in der Breite skaliert haben, die SEO schon mal in der Breite skaliert haben, die auch eine Organisation gemanagt haben, Führungsstrukturen, Governance etc. aufgebaut haben. Ein Operating System in einem Unternehmen etabliert haben. Und das haben wir, glaube ich, zwei, drei Jahre dann verpasst. Ich glaube, das war so 2018, 2019, da hätten wir uns früher öffnen sollen, für wirklich erfahrenes, großartiges Talent in die besten Leute einzustellen. Weil das muss man schon fair sein, auch wenn ich hier in der Region sehr verwurzelt bin und die Region sehr mag. Das findest du hier sehr selten. Und da ist Berlin einfach ein Top-Talentmarkt. Da kommst du eigentlich nicht drum herum, wenn du die besten Leute möchtest. Und das hat das bestimmt zwei, drei Jahre gekostet, wenn ich ehrlich bin.
Fabian Silberer:
[28:39] Weil wir zu lange daran festgehalten haben, wir brauchen alles in Offenburg, wir brauchen die Leute hier und das muss kulturell immer perfekt, perfekt, perfekt passen. Und haben uns da, glaube ich, auch selber zu viel angemaßt, ehrlich gesagt, wie toll unsere Kultur ist und wie unique unsere Kultur ist. Ja, das ist wichtig, aber großartige Spieler sind auch großartige Teamplayer in der Regel.
Fabian Silberer:
[28:59] Und ich glaube, das und das haben wir die letzten Jahre gemacht, als wir dann wirklich angefangen haben. um tolle Leute im Produkt, tolle Leute im Marketing, tolle Leute im Customer Success und für die Technologie etc. Einzustellen. Das war nochmal ein ganz anderer Schub für Safdesk. Und ich glaube, heute ist es wirklich auch ein Secret Source von Safdesk, diese langfristig denken, Bodenständigkeit, aber auch groß denken und wirklich auch versuchen, einen hohen Anspruch an das Produkt und dann die Qualität in allen Belangen hinzubekommen. Und ich glaube, das ist wichtig. Aber am Anfang, glaube ich, für kleinere Startups würde ich auch jedem empfehlen, hey, du brauchst Leute, die einfach hungrig sind, die Bock haben, die smart natürlich sind, die schnell etabrieren können, mit denen du aber auch Spaß hast. Weil wer sitzt nachts um elf noch da, wenn du nicht miteinander Spaß hast? Das kannst Leute eine Zeit lang zwingen, aber wenn das nur Energy Training ist, dann bleiben die Leute nicht ewig.
Fabian Tausch:
[29:50] Was ist die, also was war dann der Punkt, habt ihr dann gesagt, okay, wir machen zweites Office auf, wir machen das Hybrid, wir machen das Remote. Wie habt ihr euch dann so daran gewagt, weil du gesagt hast, okay, anfangs wollten wir, dass alle in Offenburg sind. Bedeutet oder klingt für mich so, als ob ihr das dann irgendwann aufgelöst habt.
Fabian Silberer:
[30:07] Ja, zum einen kam Covid. Alle Leute waren plötzlich gewohnt bzw. Gezwungen, remote zu arbeiten. Plus, uns war auch klar, hey, wir brauchen auf Augenhöhe mit uns Gründern Leute, die auch stark sind und die Erfahrungen mitbringen. Also haben wir geguckt, hey, was können wir noch füllen? Marco hat gesagt, er möchte unbedingt Produkt machen, Technologie. Wir waren zwar beide Techies, aber wir haben eine Technologie Organisation mit, hunderten Leuten gebaut. Er hat gesagt, okay, komm, wir holen uns einen CTO, der das schon mal gemacht hat und wirklich Erfahrung da mit reinbringt. Wir haben dann einen gefunden, den Markus, der eben in Berlin gesessen oder nach wie vor sitzt und mit dem haben wir uns angefreundet und gesagt, hey, das passt sehr gut. Und er hat gleich gesagt, hey, wir müssen hier einen Talentpool aufbauen. Also haben wir ein Office dann auch, er ist Markus geheiert, der hat ein paar Leute mitgebracht, hat ein paar Leute geheiert und irgendwann war klar, okay, das sind jetzt acht oder zehn Leute, Office macht, wird heißen. Also ein Office da aufgemacht. Wir haben auch nach wie vor ein Office heute noch und das wird auch weiterhin Bestand haben, aber das Office, was wir heute haben, das wird wahrscheinlich nicht mehr zu lange Bestand haben, weil das einfach zu klein ist. Man hat es jetzt drei bis vierzig Leute dort und ich glaube, das ist dann immer noch eine ganz gute Mischung. Das war eine lange Pendelei, Offenburg, Berlin, sechs, sieben Stunden mit dem ICE, aber ich glaube immer einfach eine gute Mischung für Selfdesk.
Fabian Tausch:
[31:23] Und wenn wir dabei einmal bleiben, Wenn man nicht von vornherein sagt, okay, ich stelle Leute mit Erfahrung ein, dann muss man natürlich selbst auch gucken, wie manage ich diejenigen, die bei mir in der Firma arbeiten und helfe denen, innerhalb der Firma zu wachsen und mit der Firma mitzuwachsen. Das heißt, ich kann mir vorstellen, dass ihr sehr viel Zeit damit gebracht habt oder verbracht habt, auch junioreige Leute zu trainieren und denen zu helfen, irgendwie auf der einen Seite Potenzial zu entfalten, auf der anderen Seite irgendwie auch für sich zu finden, wo kann ich mich gerade eigentlich darauf fokussieren, wo liegen Stärken. Und deswegen will ich da mal ganz kurz reingehen, weil das so ein Thema ist, was natürlich schwer greifbar ist und schwer zu sagen, genau so musst du es machen. Aber von deiner Erfahrung her, was hat für euch funktioniert, diese Leute dann auch mitzuziehen? Welche Charaktereigenschaften waren dann wichtiger als hat schon alle Skills und hat da schon alles mal gesehen? Ich glaube, du hast natürlich ein, zwei schon angesprochen, aber ich würde das gerne nochmal vertiefen.
Fabian Silberer:
[32:23] Ja, ich glaube, ich bin grundsätzlich so ein fauler Mensch. Das ist für mich, glaube ich, ganz praktisch. In manchen Belangen, in manchen Belangen auch nicht, aber als Berufskraft bringt das so, ist es A ein Filter, aber auch überträgt, also es filtert die Leute heraus, die nicht selbstständig arbeiten können und wollen.
Fabian Silberer:
[32:40] Weil wenn jemand ständig bei mir am Tisch sitzt und sagt, hey, ich brauche das, ich brauche das oder kannst du hier bitte helfen, da bin ich wahrscheinlich nicht der Richtige dafür. Ich setze mich aber schon gerne hin und erkläre was und mache was mit den Leuten gemeinsam. Und ich glaube, das war so eine Grundeigenschaft, die wir bei Leuten gesucht haben, die A, wirklich sehr selbstständig arbeiten können und wollen, die B, extrem neugierig sind und auch fähig sind, sich in Dinge einzulesen. Also ich weiß noch genau, heute ein Design-Lead bei uns, der Philipp, der hat sich beworben bei uns, der wusste glaube ich selber nicht, was er konnte. Er hat sich beworben bei uns als Office-Aushilfe für Papier sortieren. Und dann haben wir seine Webseite angeguckt und er hatte eine Webseite, der war 20, hatte eine Webseite und dann haben wir geguckt, dann haben wir den Source-Code reingeguckt im Frontend und dann war da halt wirklich ein JavaScript-Programm, wir haben das irgendwie darauf angesprochen im Gewerbungsgespräch und er hat sich komplett unter Wert verkauft. Er hat gesagt, nee, nee, das habe ich ja, das habe ich noch ein bisschen zusammen kopiert, ich kann das eigentlich gar nicht richtig. Ja, das ist super. Oh, hast du das gelernt? Ja, ich habe mich eingelesen. Perfekt, du fängst bei uns an als Frontend-Entwickler. So haben wir den quasi genommen und ich glaube, das ist so eine ganz schöne Story für das, was wir suchen, Neugier, Willenskraft, sich in den Dingen einzuarbeiten und durchzubeißen, aber auch selbstständig zu arbeiten und ich glaube, das hat die letzten Jahre auch die Leute ausgezeichnet, die bei Selfdisk über mehrere Jahre hinweg eine tolle Karriere gemacht haben.
Fabian Tausch:
[33:59] Wie nimmt man die Leute dann auf der Reise mit? Also wie gibt man denen die Chance auch darin zu wachsen? Gerade bei einer wachsenden Organisation, wo man halt weiß, okay, ich kann nicht jeden befördern, der von Anfang an dabei war. Ich muss auch so ein bisschen gucken, wem traue ich das zu? Wer sollte vielleicht auch Individual Contributor bleiben und nicht in der Managerrolle wachsen? Vor allem die eine Frage ist das, die andere Frage ist, wie habt ihr das gelernt?
Fabian Silberer:
[34:24] Ich würde mir definitiv nicht anmaßen, dass ich die beste Führungskraft bin. Das ist, glaube ich, mein Punkt eins. Deswegen damit Weisheiten, um mich zu werfen, das ist da, glaube ich, falsch. Ich glaube, diese Faulheit hat mir schon auch geholfen. Also ich will es nicht als konsequent faul bezeichnen, aber ich versuche schon, Dinge, Abkürzungen zu suchen und Dinge vielleicht nicht mehr zu machen dann im zweiten Schritt. Und sagen wir es mal so, das ist, glaube ich, schon eine ganz gute Grundeigenschaft. Dadurch delegiere ich ganz gerne und lasse andere, jetzt mal plupp gesagt, für mich arbeiten. Das hilft und eben gibt den Leuten Raum zum darin wachsen, wenn sie es können und wollen. Das ist natürlich die Voraussetzung. Ich glaube, wo ich dann immer nicht so gut war, offengesprochen, ist dann zu erkennen, wenn ich zu viel Verantwortung auf einmal übertragen habe, wo ich gedacht habe, okay, hey, das schafft die Person vielleicht schon, naiverweise. dann aber im ersten Schritt vielleicht nicht funktioniert hat. Da, glaube ich, könnte ich definitiv eine bessere Führungskraft noch werden. Aber das ist, glaube ich, ein Punkt.
Fabian Silberer:
[35:22] Wir haben hier das dann gelernt. Ich glaube, auch der Austausch mit anderen Gründern, also am Anfang haben wir Blogposts gelesen, irgendeine Blogpost und Bücher, weil das war so das zugänglichste Medium für uns. Irgendwann hast dann so Stück für Stück Netzwerke oft wohl erst regional, dann halt auch eben deutschlandweit, dann europaweit, dann irgendwann weltweit Und ich glaube, das ist nach wie vor für mich die effektivste Art zu lernen, egal ob jetzt strategisch als Führungskraft oder auch Podcast. Also es ist immer toll, wie jetzt auch hier, die Erfahrung von anderen Gründern zu hören, wie die das denn in der Zeit gemacht haben. Das finde ich immer nach wie vor bereichern. Und deswegen bin ich auch ein großer Fan von diesem Podcast und von vielen anderen. Ich glaube, das hat mir geholfen. Aber eben wie gesagt, ich maße mir jetzt nicht an, da die Weisheit als Führungskraft weiterzugeben.
Fabian Tausch:
[36:07] Ist schon spannend, weil am Ende wart ihr ein paar hundert Mitarbeitende, oder seid ihr auch heute noch, auch wenn du jetzt gerade als Gründer rausgehst, da muss man ja trotzdem irgendeine gewisse Fähigkeit haben zu managen, sonst kann der Laden ja nicht funktionieren. Also selbst, da bist du vielleicht ein bisschen bescheiden, aber das ist auch okay, ist ja besser, als zu sagen, ich weiß alles und bin der Beste, aber irgendwas müsst ihr schon richtig gemacht haben.
Fabian Silberer:
[36:28] Ja, ja, ich glaube, Ja, fairer Punkt, ja. Was mir tatsächlich, wenn ich jetzt gerade nochmal drüber nachdenke, sehr geholfen hat, wir haben ganz stupide am Anfang so Führungskräfte-Workshops gemacht, wie führe ich Feedbackgespräche, wie führe ich Mitarbeitergespräche, wie gehe ich in Konfliktsituationen rein, wie gebe ich Feedback. Das ist seit 50 Jahren oder 100 Jahren wahrscheinlich, hat sich da nicht so viel getan. Natürlich ist modernes Leadership heute irgendwie anders. Aber ich glaube, diese Basics zu lernen, das war wirklich Gold wert. und auch viele Kommunikationsworkshops besucht, eben Dinge auf den Punkt zu bringen und eben dann auch nicht die Harmonie vielleicht über den Konflikt zu stellen. Patrick Ligioni, Five Disfunkions of a Team, eines der besten Bücher, glaube ich, was ich als Führungskraft gelesen habe. War toll, aber ja, also vielleicht sind wir bescheiden, vielleicht ist das aber auch ein Grund, warum ich jetzt die Firma verlassen habe.
Fabian Tausch:
[37:25] Gut, so kann man es natürlich auch betrachten. Du hast gesagt, okay, wir haben eigentlich den perfekten Zeitpunkt getroffen, 2021, Geld war nie wieder so günstig, wir haben eine gute Bewertung bekommen, 50 Millionen Euro eingesammelt. Jetzt muss man natürlich sagen, dass es viele Firmen aufgefressen hat, die in dieser Zeit geraced haben. Und das heißt gar nicht, dass die Firmen pleite sind, das heißt nur, dass sie vielleicht ganz schön unter Wasser sind. Und die Frage ist, gibt es da jemals das Geld für die Investoren zum Beispiel zurück? Und da brauchen wir keine Namen nennen, das ist auch egal. Ich glaube, die spannende Frage ist... Was habt ihr mit dem Geld am Ende gemacht und wieso hat das für euch funktioniert? Weil ihr hättet in meinen Augen, so wie das jetzt alles klingt, heute nicht verkauft, wenn das jetzt nicht schon so weit wäre. Deswegen, was war ein Fluch und was war Segen von 50 Millionen Euro in 2021?
Fabian Silberer:
[38:20] Ich glaube, da geht es vielen Gründern so, aber ich kann das natürlich nur aus unserer Erfahrung sprechen. Erstmal ist es für uns, also wenn du zum ersten Mal 50 Millionen auf dein Konto überwiesen bekommst und plötzlich die Compliance der Bank durchdreht, weil aus den USA eben nicht so viel Geld kommt.
Fabian Silberer:
[38:36] Das ist schon irgendwie skurril, aber auch irgendwie eine Bestätigung, dass du irgendwas richtig gemacht hast. Das war wirklich toll. Wir haben das auch sehr toll gefeiert seit dem Zeitpunkt.
Fabian Silberer:
[38:47] Aber eben, ich glaube, heute jetzt Rückwirkung betrachtet, weil es ja auch jedes Geld, was du einsammelt, ist eine Bürde, die du erstmal dagegen ankommen musst. Und wir haben das am Anfang, glaube ich, immer in kleinen, iterativen Schritten, drei Millionen, dann nochmal zwei Millionen, dann fünf Millionen oder sieben Millionen eingesammelt. Das war damals natürlich auch immer viel Geld. Aber es war nie so ein Batzen auf einmal. Da war auch 21, da haben alle gesagt, hey, das Geld bleibt so billig. Aber klar, hey, wenn das Geld weg ist, dann raisen wir wieder. Das war zum ersten Mal, glaube ich, dass wir dieser Venture-Bubble, Venture-Druck oder dieser VC-Funding als Lifeline zu sehen, erlegen sind. Und ich glaube, das ist ein Mindset, was wir danach dann auch nicht mehr verfolgt haben, nach 2022, 2023, sondern immer gesagt haben, hey, das Geld, was wir einsammeln, das muss reichen. Bis zu diesem Learning war das ehrlich gesagt schmerzhaft. Also wir haben angefangen, wir haben schon während des Fundings angefangen, natürlich die Kosten hochzuschieben, haben massiv geheiert, dreistellig Leute in einem Jahr eingestellt, Damals auch ganz ehrlich, nicht nur die Besten eingestellt, sondern einfach viel. Wir haben jedem Problem zwei neue Beine gegeben und gesagt haben, das erschlagen wir mit, Leute. Und ich glaube, diese Mentalität, die war gefährlich, extrem gefährlich. Und ich glaube, daran sind auch viele Unternehmen, andere daran gescheitert. Und hätten wir nicht dann irgendwann die Bremse gezogen, im wahrsten Sinne des Wortes, wären wir wahrscheinlich auch irgendwann daran erlegen. Was haben zwei Millionen Böhrer pro Monat gehabt, mal zum Zeitpunkt. Das tut schon weh.
Fabian Silberer:
[40:11] Vor allem, wenn du jetzt irgendwie vorher drei Millionen eingesammelt hast und einiges davon hat gut funktioniert, vieles aber auch nicht, muss man auch ganz ehrlich sagen. Wir haben vieles davon eben zu viel Geld auf einmal investiert, nicht gut genug investiert, manche Dinge waren noch nicht bereit zu skalieren und das zu erkennen ist jetzt natürlich absolut eine Kunst. Ich glaube eben das Gute war aus der Zeit heraus, A, wir haben gelernt, hey, besinn dich auf deine Stärke und erkenne, wann du Geld investieren kannst und wann nicht. Und wenn das Geld auf dem Konto rumliegt, dann liegt es auf dem Konto rum. Völlig in Ordnung. Selbst bei damals zu Negativzinsen ist okay. Es ist viel schlimmer, wenn das Geld komplett weg ist. Und zweitens auch zu erkennen, was vielleicht gerade eine Organisation verkraften kann. Und ist die wirklich ready? Wir haben dann 22 gesagt, hey, als dann auch klar war, hey, die Zinsen steigen schneller, als wenn es allen lieb ist. War klar, das nächste Geld einzusammeln, das wird nicht so einfach. Und haben dann, wir hatten Gott sei Dank noch einen Großteil des Geldes aus der Runde 21 da. Und haben angefangen eben Kosten zurückzuschrauben, haben auch eine leichte Entlassung gemacht, 10% glaube ich, oder leicht unter 10%. Haben Hiring Stop oder sehr selektiv nur noch geheirat, würde ich sagen, ich weiß nicht, als Hiring Freeze bezeichnet.
Fabian Silberer:
[41:27] Haben Marketing Budgets runtergekürzt. Wenn man sagt, okay, jetzt erstmal back to the basics, Product-Market-Fit verbessern, ins Produkt investieren, wenn das Produkt wieder skadierfähig ist, die Produktorganisation skadierfähig ist. Und der Product-Market-Fit wieder deutlich stärker ist. So ein Product-Market-Fit ist ja auch nichts Binäres.
Fabian Silberer:
[41:44] Der wird mal besser, wird mal schlechter, der Wettbewerb wird besser. Und dann war klar, hey, wir müssen erstmal wieder back to the basics, bis in den Turtle-Mode gegangen und haben dann rein investiert. Und ich glaube, das war gut, das hat uns Lebenszeit gegeben. Wir haben dann eben die letzten Jahre, würde ich sagen, wir haben 2021, 2023, auch noch teilweise 2024, wirklich fixende Basics gemacht und dann festgestellt, jetzt sind wir im Produkt soweit, wir haben eine neue Produktarchitektur, wir haben klasse Designer, wir haben klasse Produktmanager, wir haben Marketing, das aufs nächste Level gebracht, jetzt ist klar, okay, jetzt können wir wieder stärker investieren. Aber eben, wenn das so Geld einsam ist, also ich sage immer, also jetzt werde ich nochmal gründen, sollte irgendwann, würde ich so lange es geht und vielleicht auch komplett versuchen, VC-Money zu meiden, weil es ist halt, lässt sich, ganz blöd gesagt, mit dem Teufel ein. Es ist ein Brandbeschleuniger in beide Richtungen. Es kann dir extrem extremes Wachstum bringen. Es kann dir aber auch eine Bürde, aufbürden, die du vielleicht nie wieder einholen kannst. Und ich glaube, wir haben es Gott sei Dank geschafft, diese Bürde zu stemmen und eben auch diese Post-Money-Bewertung dann irgendwann einzuholen. Und jetzt dann mit dem letzten Exit dann eben auch darüber zu liegen. Aber manche schaffen das entweder nie oder nur in sehr, sehr langer Zeit. Und ich glaube, dann wird es auch für die Investoren und für die Gesellschaft irgendwann nicht mehr ganz so schön.
Fabian Tausch:
[43:00] Wenn du sagst, dass du zum Beispiel das eine Mal die Situation, wo ihr quasi fast kein Geld mehr auf dem Konto hattet, Und dann irgendwie Situationen, wo man irgendwie zwei Millionen auf einmal verbrennt, auch wenn man weiß, hey, wir haben 50 Millionen bekommen, das reicht eigentlich zwei Jahre. Das sind ja nur zwei von vielen Situationen, wo es einem schon auch mal ganz schön nahe gehen kann und man sich denkt so, wow, was passiert hier eigentlich? Wie bist du in solchen Situationen mit Stress und Druck umgegangen? Was hat für dich funktioniert, was hat nicht funktioniert? Und wenn wir uns jetzt mal zwölf Jahre Sefteske angucken, wie viele der Jahre waren sehr stressgeprägt?
Fabian Silberer:
[43:33] Ja, ich glaube, alle Jahre waren irgendwie stressgeprägt. Aber ja, ich muss schon fair sein. Ich glaube, als wir kein Geld mehr auf den Konto hatten, da habe ich häufig gesagt, in der Zeit habe ich so schlecht geschlafen wie noch nie, wenn du denkst, und zwar Sefteske Baby, das war auch nicht klar, dass es ein Projekt ist, sondern das war unser Baby. Und mal gucken, wie lange wir das mitgehen und vielleicht ewig.
Fabian Silberer:
[43:55] Und wenn dann plötzlich feststellt, hey, das funktioniert nicht mehr und das ist vielleicht morgen weg. Das war schon eine brutale Achterbahnfahrt. Aber natürlich kamen dann nachher noch wieder tolle Momente. Und ich würde jetzt schon sagen, dass Sefters für mich irgendwann feststellt, ich will halt gucken, Dinge, die ich tue, die sollen mir mehr Energie geben, als sie Energie nehmen. Klar, jetzt nicht tagesformabhängig, aber im Jahresschnitt sollte das stimmen. Ich würde sagen, das war Sefters 9, 10 Jahre hat es mir deutlich mehr Energie gegeben und das Leben erfüllt von mir, als es vielleicht die letzten zwei Jahre, ich glaube, das hat unterschiedliche Gründe, da können wir später vielleicht nochmal drüber sprechen, aber ich muss sagen, die 2 Millionen Burn, die waren nicht so schlimm, wie da, als wir zum ersten Mal kein Geld mehr auf dem Konto hatten, weil das war klar, irgendwie, das Geschäftsmodell ist so gut, wir sind so etabliert, das funktioniert im Kern auch und es war klar, wenn wir das Marketing-Budget 100 Kürze im Hiring langsamer machen, musst du ja nur kurz eine Linie an die Wand malen, das reicht. Irgendwie, wir haben es in der Hand. Es war so in Control. Und das war, glaube ich, schon gut. Wie bin ich mit Stress umgegangen? Ich glaube, ich habe alles Mögliche versucht. Also von Meditieren habe ich eine Zeit lang sehr intensiv gemacht, mache ich aktuell leider nicht mehr. Immer für Sport Parallel gemacht, das hat mir viel gegeben. Mal mehr, mal weniger, ehrlich gesagt.
Fabian Silberer:
[45:08] Jetzt gerade wieder mehr, jetzt habe ich auch mehr Zeit. Habe aber auch immer Coach, versucht einen Coach in meiner Seite zu haben, der mich inhaltlich spart, aber auch sagt, hey, einfach über Dinge mit mir spricht, wo ich weiß, okay, da habe ich ein Problem, da habe ich einen Konflikt. Und das behindert mich jetzt aktuell in meinem Fortkommen.
Fabian Tausch:
[45:26] Eine Frage, die ich mir gerade gestellt habe, bevor wir irgendwie Richtung Exit-Thematik kommen, habt ihr Secondaries gemacht auf dem Weg dahin? Also für alle, die es nicht kennen, Secondaries ist quasi Anteile zu verkaufen in Finanzierungsrunden bereits, sodass du quasi, wenn 20 Millionen in eine Firma fließen und davon sind 5 Millionen Secondary, dann sind 5 Millionen, die an die Personen gehen, die Anteile verkaufen. Das können Investoren sein. Das können je nach Konstrukt Mitarbeiter sein oder eben die Gründer. Dann fließen quasi nur noch 15 Millionen als sogenannter Primary in die Firma, die dann wieder zur Verfügung stehen. Habt ihr das gemacht?
Fabian Silberer:
[46:00] Bis 2021 nie. Also wir haben immer, also ich war nicht immer auf der privaten Seite, eigentlich habe ich nur auf meinem Gehalt gelebt und hatte auch nie irgendwie große Ersparnisse, weil die entweder in den Zepfless reingeflossen sind oder eben, ich habe es ausgegeben, ganz einfach. Aber ich dachte, hey, das wird mit Zepfless geschafft, das ist größer und das wird mich irgendwann schon vermögend machen, in welcher Form auch immer. Dann haben wir dann 21 zum ersten Mal gesagt, weil auch viele gesagt haben, hey komm, jetzt habt ihr eine größere als Firma, du stehst einfach ruhiger. Ich habe dann auch gedacht, ja, vielleicht will ich mir irgendwann mal ein Haus kaufen oder irgendwas dergleichen, war damals überhaupt noch kein Plan. Dann habe ich gesagt, komm, ein bisschen was nehmen wir vom Tisch. War, glaube ich, rückwägigen Betrag doch absolut richtig. Das lässt dich jetzt auch schon ruhiger schlafen. Und ich würde es auch jedem Gründer zu einer CSA, spätestens in der CUSB raten, weil du halt genau weißt, hey, selbst wenn du das Ding hier gegen die Wand fährst, im betriebene Sinne, hast du trotzdem noch etwas. Und ich glaube, das gibt dir eine gewisse Risikobereitschaft, aber auch eine gewisse Ruhe in stressigen Phasen, weil du weißt, hey, du hängst jetzt nicht komplett mit deinem ganzen Leben später, wenn du auch Kinder hast und vielleicht auch ein Haus abzubezahlen. Kann ja auch passieren, dass alles weg ist. Wenn du plötzlich eine Verantwortung hast, Schulden hast, die da bezahlen musst. Ich glaube, das ist schon eine Entlastung für einen persönlich. Oder für mich zumindest war das.
Fabian Tausch:
[47:16] Holger Seim von Blinkist war nach dem Exit nochmal zu Gast im Podcast und hat erzählt, dass er es zum Beispiel nicht gemacht hat. Und er war auch so, hey, also wenn ich eine Sache anders machen könnte, dann das. Weil ich hatte bis zum letzten Moment immer das Gefühl, so wenn das Ding jetzt schief läuft, dann weiß ich nicht mal, also ich weiß, ich werde irgendwo einen Job finden, wo ich erstmal mit zurechtkomme. Ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass ich auf dem Arbeitsmarkt nichts finde. Aber gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass ich dann viele, viele, viele Jahre etwas gebaut habe und davon irgendwie viel vielleicht zwischendrin Papierwert geschaffen habe, aber sich davon nichts materialisiert und ich nicht mal eine Wohnung in Berlin kaufen könnte. Was schon, wo er so gesagt hat, schon ein verrückter mentaler Druck dann auch war, weil immer so ein bisschen dieses Risiko von, kann ich jetzt überhaupt die nächste Wette eingehen, die größer ist innerhalb der Firma oder setze ich damit die Firma dann doch zu sehr aufs Spiel? Und man hat schon ein bisschen andere Gedankengänge, als wenn man dann sagt, okay, ich habe zumindest einen Teil auf Seite genommen. Ich kann gleich darüber sprechen, was du Gründern vielleicht empfehlen würdest. Aber fand ich eine interessante Perspektive, deswegen frage ich das immer gerne, einfach um es einordnen zu können.
Fabian Silberer:
[48:20] Ja, das ist ein schönes Beispiel auch. Und ich sehe das jetzt auch mit anderen Gründern, die vielleicht noch ein bisschen kleiner sind in der Unternehmungsstand heute, aber eben ein tolles, funktionierendes Geschäft haben und auch in dieser Venture-Bubble jetzt drin sind. Das ist schon ein immenser Druck und eine brutale Achterbahnfahrt. Und ich glaube, jeder, jede Gründerin leidet da irgendwie und hoffentlich gibt es mehr positive Momente als das Leiden. Und wenn du dann aber noch private Sorgen hast und jedes Mal dich darum kümmern musst, okay, fliege ich jetzt für 90 Euro oder 180 Euro nach Mallorca in den Urlaub und gleichzeitig irgendwie weiß ich, oh, nächsten Monat kommt die Rechnung und ich muss die jetzt irgendwie bezahlen. Das nimmt dir ja ganz viel Energie und Zeit und du solltest halt irgendwie einen Großteil deiner Energie und Zeit in dein Baby stecken, in dein Unternehmen stecken, weil sonst geht es ja nachher nicht auf. Das ist eine extreme Belastung, aber auch eine tolle Belastung und ich glaube, deswegen sollte man die Blöcke im privaten Leben und so etc. Möglichst früh einigermaßen aus der Welt räumen. Also ist auch nicht gut, wenn man zu viel Geld vom Tisch nimmt. Also ich habe das persönlich nie gemacht, aber man kennt ja die ein oder anderen Storys, wo Leute dann eben durchzwingen, weil sie dann uns sagen, hey, ich manage das Baby jetzt nur noch so, wie es sein muss, weil ich arbeite nur noch von Mallorca aus, für mein menschhaft finanziertes Unternehmen und was die Homebase macht oder was Headquarter macht, ist mir gänzlich egal. Ich glaube, das ist auch keine Herangehensweise.
Fabian Tausch:
[49:47] Welche Größenordnung hältst du für angemessen, wenn man Secondaries macht oder plant?
Fabian Silberer:
[49:50] Hängt natürlich immer von der Gesamtbewertung ab und wo man als Unternehmen steht. Aber ich denke, für eine Series B, wo ich sage, du hast irgendwie einen siebenstelligen ARA und mindestens eine zweistellige Bewertung im Millionenbereich, da kannst du eine kleine siebenstellige Nummer auf den Tisch nehmen. Ich glaube, alles über zwei, drei Millionen ist halt dann auch irgendwann dann schon echt Luxus. Aber so, wenn du dir für eine Million mal ein Haus kaufen kannst, oder in Berlin dann auch für zwei, drei, oder in Haus, eine Wohnung, dann ist es, glaube ich, auch mal gut. Dann hast du deine hauptfinanziellen Sorgen damit abgedeckt.
Fabian Tausch:
[50:27] Oder halt auch das Gefühl von, hey, wenn ich das jetzt in einen ETF packe, dann geht es mir erst mal gut und ich kann, selbst wenn das morgen Pleite geht, kann ich mal sechs Monate nichts tun und trotzdem auch überlegen, was mache ich wieder Neues und wo finde ich wieder Energie. Es sind ja verschiedene Szenarien für verschiedene Leute. Danke fürs Teilen, weil ich weiß, dass viele ungern irgendwie über sowas wie Secondary sprechen und ich finde es aber einfach ein super wichtiges Thema in dieser ganzen Gründer-Journey, weil es halt trotzdem, man kann ja sagen, warum nehmen wir jetzt Geld vom Tisch? Am Ende, genau wie du gesagt hast, um eben das Gefühl zu haben, hey, ich kann weiter große Wetten machen, ohne dann in diesen Manager-Modus zu verfallen, zu sagen, es ist jetzt halt mein einziges Asset, also all mein Vermögen liegt quasi in der Firma, dementsprechend muss ich das verwalten und es kann kein Risiko mehr gehen und das ist glaube ich was, wo man einfach sagen muss, hey, gerade in einem Venture-Business, wo es drum geht, irgendwie, dass das dementsprechend weiter wächst und da gewisse Wachstumsansprüche auch von Investoren herrschen, ist das natürlich auch etwas, wo man sagt, okay, ich muss Wetten eingehen, um mich in einem Jahr verdoppeln zu können oder ab einer gewissen Größe für 30 bis 80 Prozent wachsen zu können, je nach Größenordnung. Das geht nicht einfach so. Du packst ja schon wirklich, wirklich, wirklich substanziell Masse wieder drauf und das kannst du nicht machen, ohne Wetten einzugehen. Und wenn du dich dann in so einem Käfig fühlst wie, Wenn das schief geht, habe ich ein Problem. Dann kommst du natürlich auch mental da gar nicht hin.
Fabian Silberer:
[51:46] Ja, er kann dir nur zustimmen. Also ich glaube, das ist so ein Befreiungsschlag, wenn du merkst, hey, du hast da einfach noch eine sichere Bank. Auch wenn die sollte deutlich kleiner sein als dein Vermögen, was gebunden ist im Unternehmen. Aber es entlastet dich einfach.
Fabian Tausch:
[51:59] Jetzt hast du vorhin erzählt, ja, man kann da bestimmt Richtung viele hundert Millionen oder Milliarden an Umsatz gehen, wenn man dieses Business bis zum Ende denkt und wirklich weiterspinnt. Lass uns mal kurz dabei bleiben. Was sind denn Zahlen, die du nennen kannst, wo du sagst, okay, da standen wir ungefähr, als wir verkauft haben?
Fabian Silberer:
[52:18] Ja, ich bin eigentlich kein Freund von den Zahlen droppen, aber wir haben jetzt im Zuge des Exits auch ein paar Zahlen kommuniziert und Safdesk hat jetzt über 130.000 Kunden in Deutschland und Österreich aus unter 100 Branchen und diese Kunden, die Zahl ist natürlich schön wachsend und wir haben auch gerade eine ganz, ganz tolle Zeit durch das Thema E-Rechnung, kommen so viele Kunden wie noch nie zu Safdesk. Also wirklich krass, was da in den letzten Monaten passiert und die Kunden lassen im Schnitt ein bisschen mehr als 20 Euro da pro Monat. Das ist so das, was sie machen. Zahlen das meistens auch für ein Jahr oder zwei Jahre up front, was ganz geil im Cashflow ist, würde ich auch jedem Gründer raten, möglichst Geld up front zu nehmen, weil man finanziere sich halt selbst damit quasi. Und auf der Marketingseite eben, da sind wir leider nicht mehr bei zwei, drei Monaten Payback Ratio, um die Customer-Apposition-Kost zurückzuholen, aber immer noch in einem sehr, also in einem einstelligen Bereich gerade aktuell und das ist, glaube ich, auch sehr gesund.
Fabian Tausch:
[53:13] Ich meine, gut, man kann dann grob überschlagen, ich glaube, da hast du die Steilvorlage geliefert, dass man sich irgendwie um die 30 Millionen RAA drehen kann, wenn man irgendwie 130.000 Kunden hat, also das sind 2,6 Millionen im Plus im Monat MRR und dann auf 12 hochgerechnet. Was ich spannend finde ist, und Und wie gesagt, ich bin seit Ewigkeiten Sefdesk-Kunde, dass ich ja schon immer sehr viele Angebote gemacht habe, dass ich lieber einen Zweijahresvertrag als einen Einjahresvertrag unterschreibe und ähnliches, um eben auch, wie du sagst, Cashflow managen zu können und das schon zu haben. War das, also wie war das im, also worauf fußt das? Weil ich meine, am Ende überlegst du dir ja trotzdem, ist das längerer Login, ist das irgendwie dadurch dann höhere Customer Lifetime Value, gleichzeitig gebe ich natürlich irgendwie mehr Discount, das heißt eigentlich würden die Leute kürzere Verträge machen, hätte ich, wenn sie genauso lange bleiben, natürlich wieder mehr Geld. So, wie setzt sich das zusammen und zwar im Gesamtbezug auf Pricing, weil ich glaube, das ist schon irgendwie so eine der größten Debatten, die ihr wahrscheinlich auch intern immer wieder geführt habt, wie preisen wir das eigentlich richtig, um das Maximum rauszuholen, aber die Leute trotzdem irgendwie auch Value for Money so lange wie möglich logged in zu halten.
Fabian Silberer:
[54:26] Ja, Pricing ist glaube ich ein super spannendes Thema und ich glaube, das haben wir im Vergangenheit meistens auch ganz gut gemacht und natürlich mit solchen Losgrößen kannst du auch testen, weil tausende neue Kunden jeden Monat hast. Zehntausende Anmeldungen jeden Monat hast zu einer Free Trial. Da kannst du echt viel testen, das ist schon ganz geil. Und hast dann auch Daten schön zum Auswerten.
Fabian Silberer:
[54:45] Und ich glaube, mit denen wir sind ganz einfach gestartet. Good, better, best. Ist auch heute auch noch der Standard bei Safdas. Vielleicht gibt es mal irgendwann einen vierten Tarif. Das macht, glaube ich, mittlerweile Sinn, wenn der Markt reifer ist.
Fabian Silberer:
[54:57] Und klar, aber wir kaufen an Fast Consumer. Und die möchten halt auch, keep it simple, haben. Das ist alles, was Komplexität ist. Überfordert die Leute, wenn sie mehr auswählen müssen und sich mehr entscheiden müssen, konvertieren sie wahrscheinlich schlechter. Und es ist ja letztendlich ein Optimierungsproblem. Du überlegst dir, was sind die Werttreiber für das Produkt? Was wird erwartet von einem Produkt in einem Standard-Package drin zu sein? Also in dieser Art von Produktkategorie, Buchhaltungssoftware, was muss da drin sein? Das sollte in einem Standard-Package drin sein. Dann haben wir das halt eben skaliert nach Nutzungstiefe, Rechnung, Buchhaltung, Buchhaltung plus. Gibt es auch noch ein paar Dinge, die wir optimieren können und wollen in den nächsten Jahren. Aber so haben wir es eben nach Nutzungstiefe skaliert. Leider konnten wir nie über Benutzer skalieren. Das gibt es zwar als Add-on, aber dadurch, dass viele Solo-Selbstständige bei Self-Dos sind, kann das nicht die Nutzung im Unternehmen vergrößern. Das bringt nicht besonders viel. Und so haben wir das Pricing gebaut und dann darauf geguckt, okay, hey, wenn wir jetzt Cash up front bekommen, das ist zwar auch eine Komplexität, also Trade-off, den wir eingehen, haben wir geguckt, okay, Die Kohorten, die ein Jahr, zwei Jahre oder auch monatlich bleiben, wie verhalten die sich unterschiedlich? Dann hast du da eine Retention Rate. Klar, nach zwei Jahren, also die können auch weniger kündigen, aber die Retention Rates sind einfach besser für die Leute, die langfristig sich committen. Hat ja auch was Psychologisches damit zu tun.
Fabian Silberer:
[56:19] Okay, wie verbessert es die Retention Rate? Das ist für uns schon mal ein Mindestmaß, was wir als Discount auf die langlaufenden Verträge geben können. Und das Zweite, was wir angucken, was ist denn eigentlich unsere Fremdfinanzierungsrate? Also wenn wir Geld einsammeln müssten durch Debt, durch Private Equity, also durch weitere Gesellschafter in die Firma reinnehmen, was würde uns das Geld in etwa kosten? Und das haben wir daneben dazugepackt und so kannst du dann optimieren, okay, wie viel gibst du für welche Laufzeit Rabatt darauf? Jetzt willst du taktisch gesehen, aber dann natürlich nicht das Geld oder den Rabatt sofort verschießen, sondern machst das vielleicht auch staged. Initial bieh das einen kleinen Rabatt an. Wenn du danach zwar, darf man das nicht allen sehr fürs Grund bitte sagen, wenn du das initial nicht buchst, dann gibt es halt im zweiten Schritt, vier Wochen später nochmal einen Rabatt, der einen Tick höher ist und so wird das dann gestaffelt, um das auch nochmal taktisch einen Tick zu optimieren. So glaube ich, haben wir da ein ganz gutes Optimum gefunden für uns. Maximal Cashflow zu bekommen, selber zu finanzieren, die Retention Rate zu erhöhen, gleichzeitig aber auch nicht zu viel AAA auf der Straße liegen zu lassen.
Fabian Tausch:
[57:26] Ich gehe davon aus, dass es darauf basierend ist, dass ich einfach gesagt habe, hey, wir wollen nie wieder in die Situation kommen, dass wir kein Geld auf dem Konto haben.
Fabian Silberer:
[57:32] Ganz easy gesagt, definitiv. Also als wir damals kein Geld mehr auf dem Konto hatten, 2016, also heute ist es sophisticated, damals war das ganz einfach. Ein Kollege hat uns gesagt, hey, warum bietet ihr eigentlich, also wir hatten nur monatliche Tarife, weil das simpel war, weil wir auch nicht so viel bauen wollen im Produkt an Komplexität. Er hat gesagt, hey, warum bietet er nicht Jahreslaufzeiten an, weil du bekommst Geld up front? Und er hat gesagt, hä, das Geld kommt doch so. Ja klar, aber du kannst halt heute ausgehen. Und wenn du kontinuierlich wechseln, hast du jeden Monat auch eine Kode. Und er hat gesagt, hm, ja, stimmt. Also so haben wir es umgesetzt. Und als dann eben wir kein Geld mehr auf dem Konto hatten, da haben wir dann auch so Dinge getan, wie versucht, noch mehr reinzupuschen, auch höhere Discounts zu geben. Er hat gesagt, hey, wir brauchen die Kode, sonst können wir das dann doch nicht bezahlen. Und so war das war das Grundnaturfeld, mit dem wir reingestartet sind mit dem Mindset und ab dann war es eine Datenoptimierung.
Fabian Tausch:
[58:22] Spannend. Jetzt kommt ein kurzer Teil, den du nicht so witzig finden wirst und den du auch nicht kommentieren wirst, aber ich meine, du hast gesagt, okay, Geld war nie so günstig wie in 2021. Wir haben eine Bewertung bekommen und wir sind am Ende drüber gelegen, als wir den Exit gemacht haben. kurz für alle, die die Mathematik dahinter verstehen wollen. Ihr habt 50 Millionen bekommen in einer Growth-Runde. Typischerweise irgendwo zwischen 10 und 15 Prozent. Könnten aber auch bis 20 Prozent sein, je nachdem. Ich würde aber davon ausgehen, dass ihr dadurch, dass du sagst, okay, so günstig war es nie wieder, nicht einfach mal 20 Prozent abgegeben habt. Könnte aber über die Secondaries funktioniert haben. Und dann landet man bei einer grundsätzlichen Bewertung von irgendwo zwischen 250 und wahrscheinlich 350 Millionen, die man in dieser Runde anvisieren könnte. Das Spannende ist, und das ist das Schöne, was ich dazu sagen möchte, das kann komplett falsch sein, weil es gibt so viele Parameter, die da reinspielen, dass es wirklich witzig ist, wie weit ich gerade davon wegliegen kann, wenn man sich nur an diesen typischen Metriken
Fabian Tausch:
[59:23] Orientiert. Und deswegen macht es auch ehrlicherweise keinen Sinn und deswegen bin ich auch zu viel, da drauf rumzudenken. Weil jeder will irgendwie eigentlich so wissen, wo landet man genau. Und selbst wenn man versucht, alles, was man irgendwo finden kann und selbst wenn man über Exit-Multiples nachdenkt und hier und da und dann, okay, ihr werdet nicht zum Lowest Exit Multiple verkauft haben, sondern es ist ehrlicherweise auf der einen Seite scheißegal, auf der anderen Seite, wir können uns glaube ich darauf einigen, dass ihr einen guten oder soliden neunstelligen Exit gemacht habt. Alles andere können wir glaube ich auch einfach weglassen, weil es gar nicht so wichtig ist. Ich will das nur in Perspektive rücken. Egal, was du an Infos von irgendwen bekommst. Du kannst ja versuchen, dir alles Mögliche auszumalen. Es kann komplett anders sein. Ist ehrlicherweise auch egal. Ich glaube, jeder sollte sich einfach dafür freuen, dass Deutschland wieder einen soliden Exit hat. Die Frage, die ich stellen will, hat gar nichts mit der genauen Zahl zu tun, sondern wenn du das Gefühl hast von, man kann da irgendwie 100 Millionen RAA machen oder mehrere 100 Millionen RAA und ihr seid jetzt bei ungefähr plus minus 30 gewesen, warum jetzt? Warum war jetzt der Zeitpunkt zu verkaufen? Die Multiples waren in 2021 so viel besser, ihr habt das Gefühl, da ist noch Potenzial. Warum war jetzt der Moment?
Fabian Silberer:
[1:00:35] Ja, das ist natürlich auch, es hat mehrere Dimensionen. Zum einen, glaube ich, muss man jetzt auch mal sagen, 2021, das war Disneyland. Und Disneyland hat geschlossen und wird jetzt auch nicht mehr so schnell wieder aufmachen. Das ist Fakt. Also selbst wenn, da lacht er.
Fabian Silberer:
[1:00:52] Da könntest du quasi die Bewertung aussuchen, du könntest dir die Terms quasi aussuchen, das kommt aber nicht mehr so schnell. Vielleicht auch nie wieder. Und darauf zu hoffen und zu wetten, dann wirst du kein stabiles und gesundes Unternehmen bauen. Und ich glaube, wir haben immer versucht, zu der aktuellen Marktlage, zu den aktuellen Finanzierungsbedingungen ein adäquates Unternehmen zu bauen, was da heraussticht. Und das haben wir, glaube ich, immer ganz gut geschafft. Hat manchmal ein bisschen Übergang gebraucht, manchmal war es ein bisschen ruckeligger, manchmal war es eben nicht so ruckelig. Aber das haben wir, glaube ich, immer gemacht und haben immer geguckt, hey, was ist denn aktuell, was würde uns der Markt jetzt geben? Und so war es, glaube ich, auch die letzten Jahre. Wir haben A, glaube ich, viel in Fixing the Basics bei Safdas als Organisation, als Produkt gemacht und Basis gelegt für zukünftiges Wachstum. Das war, glaube ich, extrem wichtig und hatten jetzt auch 2024 nochmal so einen Scheidepunkt. Und zum einen, weil wahrscheinlich der größte Rückenwind für Safdesk ever vor uns liegt oder gerade anfängt reinzuwehen, sagen wir es mal so, das ist die E-Rechnung. Alle Unternehmen in Deutschland müssen bis 28 E-Rechnung schreiben, wenn sie im B2B-Kontext unterwegs sind. Das ist auch das Restaurant um die Ecke, wenn ich Bewertungsbelegen möchte. Also das wird massiv Leute in die Cloud und auf digitale Lösungen switchen müssen lassen. Und das ist, glaube ich, Punkt eins. warum wir uns nochmal hingesetzt haben. Zweitens aber auch strategisch. AI kann dann Freunde oder Feind sein. Wir glauben, das ist ein ganz, ganz großer Freund für das Thema Buchhaltung, Steuern etc.
Fabian Silberer:
[1:02:22] Er sagt, hey, dafür möchte ich mir ins Produkt nochmal stärker investieren, möchte mir dedizierte Teams aufbauen, möchte dieses Grundmindset stärker in Selfless verankern und das braucht auch Kohle. Und er sagt, hey, dafür möchten wir eigentlich nochmal Geld einsammeln, suchen dafür einen richtigen Partner. So ist wir letztes Jahr losgelaufen. Haben uns aber auch schon seit 21 oder sogar seit 20 immer auch mit Strategen unterhalten, also den den größeren Firmen, die Ähnliches wie wir tun, aber eben uns tendenziell auch kaufen können. Und so sind wir letztes Jahr reingestartet und haben gesagt, hey, wir haben eine tolle Strategie, Dinge, wo wir rein investieren möchten. B, glaube ich, auch ein ganz guter Zeitpunkt wieder, nicht der beste Zeitpunkt, aber der beste Zeitpunkt 2021 kommt einfach nicht wieder, das ist einfach klar. Und vielleicht wird es auch die nächsten Jahre nochmal besser, you never know.
Fabian Silberer:
[1:03:07] Und so sind wir reingestartet. Ich für mich persönlich habe letztes Jahr auch noch entschieden, ich möchte selbst das operativ verlassen, weil mir das einfach nicht mehr so viel gegeben hat, diese größere Organisation zu managen. Ganz ehrlich, mir persönlich tut das jedes Mal weh, wenn ich höre, hey, das im Produkt funktioniert nicht oder das könnte man besser machen. Und dann denke ich mir jedes Mal, ja, du hast fucking recht, lass mich das runterprogrammieren. Lass mich das fixen. Und je größere die Organisation wird, desto mehr musst du, sag ich mal, bist du weiter weg, bist du von einem Kern, vom Kunden, vom Produkt, von einem Marketingkanal. Und das hat mir eigentlich immer viel Spaß gemacht. Und auch diese Freiheit, als Unternehmer zu haben, den Alltag, das Leben so zu gestalten, wie man es gerne möchte, das war nicht mehr so gegeben. Du bist von morgens bis abends eigentlich in kontinuierlichen Meetings, muss funktionieren, musst Dinge lesen, musst Dinge kommentieren, musst Dinge, Entscheidungen treffen, Entscheidungen erzwingen, herbeiführen etc. Dinge eskalieren. und das ist einfach ein Manager und nicht mehr, sage ich mal, ein Gründer.
Fabian Silberer:
[1:04:02] Ich sehe mich jetzt eigentlich eher als Gründer und möchte das auch wieder machen und das war, glaube ich, auch nochmal ein Punkt, was, nicht in die Entscheidung reingeflossen ist, aber für mich persönlich natürlich auch nochmal ein Thema war, hey, da wird sich irgendwas verändern. Manche Shareholder sind schon länger dabei gewesen bei Self-Disc. Unsere Early-Stage-Investoren waren ewig dabei. Hätten wir auch durchtauschen können, sind wir ehrlich. Wir hatten Angebote letztes Jahr bei diesem Dual-Track von Private Equity, aber auch von Strategen. Und wir haben uns letztendlich dafür entschieden, diesen Exit oder den Weg jetzt mit einem Strategen weiterzugehen, weil commercial-seitig ist es nach wie vor ein toller Deal, glaube ich, für Marco und für mich. Wir haben in Sechit reinvestiert, also die französische Firma, die uns gekauft hat, die toll finanziert ist von Silver Lake und KKA und wirklich Gas geben möchte mit der Firma und europäischen Marktführer für Buchhaltung bauen möchte. Und das war für Seftest, glaube ich, auch nochmal jetzt eine Möglichkeit, diese Vision, einen Marktführer für Deutschland oder Deutschland und Österreich zu bauen, auf ein ganz anderes Level zu heben. Marco und mir, wir waren es persönlich auch immer wichtig, für Seftest auch langfristig einen guten Hafen zu finden, wo unser Erbe in Anführungsstrichen, auch wenn es vielleicht zum Schluss nicht mehr ganz unsere Firma war, aber es hat sich immer noch so angefühlt.
Fabian Silberer:
[1:05:16] Dass dieses Erbe weitergetragen wird und lange Bestand hat. Und ich glaube, in dem Kontext kann Zephtes ewig Bestand haben, weil wir eben gemeinsam mit Sishit, mit den Investoren dahinter einen Marktführer bauen können, der größer ist als Zephtes. Und ich glaube, das gibt auf der einen Seite eine gewisse Ruhe an natürlich die bestehenden Shareholder, weil einige einfach ausbezahlt wurden komplett. Marco und ich, wir hatten die Chance zu reinvestieren. Gleichzeitig aber auch unsere Mitarbeiter, die alle, wie so, hatten, alle festangestellten Mitarbeiter bei Selfdesk, hatten Stockoptions. Das heißt, die gehen jetzt auch mit Geld vom Tisch und, glaube ich, ganz nett mit Geld vom Tisch. Und das war für uns, glaube ich, ein Gesamtpackage. A, toller Partner, passt strategisch, passt aber auch menschlich. Muss man natürlich ganz ehrlich gesagt gucken, wie das in den nächsten Jahren funktioniert. Manchmal funktioniert das hervorragend, manchmal funktioniert das eben nicht so hervorragend. Wir sind aber guter Dinge und haben da, glaube ich, eine tolle Basis geschaffen.
Fabian Silberer:
[1:06:12] Zweitens, die Strategen und jetzt auch Seashit, die haben halt auch die Zukunft vorhergesehen und das auch im Preis berücksichtigt. Nicht nur Seashit, wir hatten auch tatsächlich auch bessere kommerzielle Angebote auf dem Tisch, haben uns aber für bewusst jetzt diesen Partner entschieden, weil wir gesagt haben, das ist das Beste für Selfdesk und langfristig glaube ich, glauben wir am stärksten an diese Vision gemeinsam und so macht das einfach aus unserer Sicht Sinn. Klar hätten wir jetzt auch Private Equity Geld nehmen können, wäre die Bewertung tatsächlich auch vielleicht einen Tick geringer gewesen. Wir hätten dann aber wahrscheinlich als Shareholder vielleicht eine Upside in den nächsten Jahren auch noch gehabt, aber you never know. Und wer weiß, also auch das Risiko-Chancen-Profil, glaube ich, ist jetzt einfach mit Seesheet deutlich besser für alle Beteiligten.
Fabian Tausch:
[1:06:55] Erstmal nochmal herzlichen Glückwunsch. Das ist wirklich ein Riesending, was ihr da am Ende gebaut habt. Und die kurze Applausrunde habt ihr euch, glaube ich, mehr als verdient. Und die gilt jetzt gar nicht nur dir, sondern dem ganzen Team. Herzlichen Glückwunsch.
Fabian Silberer:
[1:07:08] Dankeschön. Ich gebe es weiter.
Fabian Tausch:
[1:07:09] Eine Frage, die mich interessiert, was auch was ist, was du zum Glück beantworten kannst, während all den Fragen, die mich auch interessieren, die du nicht beantworten kannst rund um den Exit, die ich zurückhalten muss. Aber wie lange hat es gedauert? Also wie lange, du hast gesagt, ihr habt DualTrack angeguckt, ihr habt Private Equity Angebote bekommen, Strategenangebote von, ja, wie lange würdest du sagen, war so dieser gesamte Prozess bis zu, das haben wir jetzt unterschrieben, das machen wir.
Fabian Silberer:
[1:07:35] Also wir haben entschieden, dass wir einen TrueTrack machen möchten Ende Juli. Wir haben uns dann im August, wir mussten ja noch Pläne schrubben, die Strategie, die wir vorher finalisiert hatten, mussten wir auch nochmal verständlich runterschreiben, finanziell modellieren.
Fabian Tausch:
[1:07:51] Noch überlegen, wie ich das Travel und Entertainment Budget vielleicht ein bisschen kleiner gestalte, das ist nicht so verrückt und hat Spaß.
Fabian Silberer:
[1:07:56] Das gehört dazu natürlich für die Offsides. Genau, also so sind wir gestartet, haben uns dann August, September Zeit genommen, das vorzubereiten. Wir sind Oktober, glaube ich, raus, haben im September die ersten Gespräche aufgenommen und Signing war im Dezember, also Anfang Dezember. Also wir hatten Anfang Oktober die ganzen Gespräche, Anfang November hatten wir die ersten Angebote auf dem Tisch, beziehungsweise die Indicating-Offers und die Binding-Offers dann, auf die wir auf Basis auch entschieden haben und auch in die finale Verhandlung gegangen sind, war Anfang Dezember auf dem Tisch. Also es war sehr kompakt, war auch extrem intens und wirklich verrückt und crazy, wie viele Berater in so einem Prozess involviert sind. Also wenn man denkt, eine Finanzierungsrunde ist aufwendig, das ist ein Scheiß dagegen, was so ein Exit-Prozess mit sich zielt, als wirklich Faktor 10. Hätte ich nicht gedacht. Am Anfang habe ich ehrlich gesagt gedacht, Ich bin offengesprochen kein so Freund von diesen M&A-Advisern wie Firmen, die vieles besser wissen und irgendwie auch den ganzen Prozess selber managen wollen. Ich glaube, wir haben das in den letzten Jahren immer gut gemacht, auch Kontakte in der Investorenwelt, aber auch in der Strategenwelt aufzubauen und zu pflegen.
Fabian Silberer:
[1:09:07] Das kostet natürlich Zeit. In der ersten Linie habe ich halt eben ganz viele Calls mit denen gehabt. Nicht zu viele, aber so, dass immer so ein bisschen das Interesse kontinuierlich da war und wir auch kontinuierlich Informationen da rausziehen konnten. Also aus Italien haben wir brutal viel gelernt. Die haben ja E-Rechnung schon 2019 eingeführt. Und als wir das dort gesehen haben, wie die das gemacht haben, wie die gewachsen sind, dass es hier wirklich in sechs Monaten haben die Kundenbasis verzehnfacht. Das muss man sich mal vorstellen. Wenn nur was Adäquates in Deutschland kommt, das wird brutal.
Fabian Silberer:
[1:09:39] Und auf Basis dieser Kontakte, also wir sind jetzt nicht im Oktober raus, wir haben Code-Calling gemacht oder Code-Mailing und der M&A-Berater ist raus und hat gesagt, hey... Ja, hier gibt es irgendwie so ein anonymes Briefing, habt ihr Interesse an dieser Firma, das haben wir gar nicht gemacht, sondern wir hatten die Kontakte, haben dann aber trotzdem auch PwC M&A, PwC Legal und PwC Tax, also das komplette PwC Deal Team mit draufgenommen, die haben uns unterstützt, haben einen tollen Job gemacht und die haben uns dann damit durchgeführt, gemanagt, plus es war glaube ich auch gut, dass da noch jemand dabei war als Zwischenlösung, weil es war ja auch klar zu dem Zeitpunkt, dass ich rausgehen möchte. Und wenn ich jetzt den Prozess geleitet hätte und als Frontrunner da weggelaufen wäre, wäre das, glaube ich, auch nicht gut gewesen. So konnten wir quasi Marco frühzeitig als klaren CEO positionieren. Plus das Deal-Team hat uns eben in der Kommunikation, im Handling, in der Aufbereitung der Daten und Kommunikation auch echt super unterstützt.
Fabian Tausch:
[1:10:35] Gibt es andere Punkte, wo du sagst, hey, hat mich ein bisschen überrascht in so einem M&A-Prozess? War das dann so in dem Moment, wo wir den Strategen gefunden haben, der es machen will? ging super schnell oder gab es irgendwie andere Punkte, die dir dazu einfallen?
Fabian Silberer:
[1:10:47] Ich glaube, sowas 21 auch schon. Also du hast ja vorher Kontakt und hast so ein Bauchgefühl für, hey, wer könnte passen, wer könnte nicht passen. 21 haben wir uns schon für Arena Holdings entschieden, die plötzlich ganz zum Schluss noch um die Ecke kamen, extrem aufgeholt haben durch Fleißarbeit im Prozess. Die hatten wir nicht auf dem Schirm. Wirklich null. Und sowas witzigerweise jetzt auch. Also sie waren nicht im September unsere erste Präferenz, die hatten wir gar nicht so richtig auf dem Schirm. Wir hatten vorher Andachkontakte und haben gesagt, hey, mit denen finden wir auf jeden Fall, also die werden auf jeden Fall ein ganz, ganz tolles Angebot abgeben und sehr wahrscheinlich geht es in diese Richtung. Also dieses Baugefühl ist, glaube ich, einfach für die Katz, wenn man einfach gesagt hat. Das ist so ein Learning daraus, plus ich glaube, es ist immer eine gute Mischung aus, ey, wie erzählst du eine gute Story, wie erzählst du eine gute Strategie, plus wie positionierst du dich auch als Unternehmen, finanziell und welche Zahlen bringst du mit, da kannst du meistens kurzfristig eh nicht mehr viel machen, sondern ehrlich, aber das ist glaube ich auch nochmal so ein Learning, diese Stories einfach entscheiden, die entscheidet halt nachher, ob du ein niedriges Multiple bekommst oder ein hohes Multiple, ganz einfach, also die Durchschnittsmultiple bekommst du halt für die Financials, für die schlechte Financials hast, bekommst du halt ein unterdurchschnittliches Multiple. Wenn du aber herausragende Multiple möchtest, dann musst du gute Financials mitbringen plus eine herausragende Story.
Fabian Tausch:
[1:12:02] Ich würde gerne schon wieder Assumptions und dumme Kommentare bringen. Fabian, Klappe halten. In dem Fall meine ich mich selber nicht dich, aber anderer Punkt, um das einmal abzuhaken. Du hast gesagt, hey, eigentlich reizt es mich schon fast wieder so, ich will eigentlich lieber Gründer sein als Manager. Bist du schon mit dem Plan rausgegangen zu sagen, ich will auf jeden Fall wieder gründen oder ist das mehr so, ich will wieder mehr dieses Gefühl von Gründer sein haben.
Fabian Silberer:
[1:12:27] Ja, ich eins noch vorweg, also ich bin noch nicht komplett, und ich bin auch nicht komplett von ZEVDAS raus und habe auch keine Absicht da, als komplett rauszugehen. Ich bin de facto nicht mehr angestellt. Ich bin de facto ab nächster Woche kein Geschäftsführer mehr auch. Das muss noch aus dem Handelsregister ausgetragen werden. Ich darf aber nicht mehr als Geschäftsführer agieren. Mein Amt ist niedergelegt. Ich bleibe aber als Berater, als Chairman of the Sheet Dach erhalten und habe da auch noch hier und da Projekte, die mitbetreue in einem überschaubaren Zeitrahmen. Das war mir schon wichtig, bleibt aber emotional, aber auch finanziell verbunden durch die Rückbeteiligung von Sechid. Plus Marco und ich, wir haben regelmäßig Kontakt zu Seftas-Themen und das wird, denke ich, auch weiterhin Bestand haben. Für mich, ich habe schon, ich liebe euch schon jetzt so ein paar Themen.
Fabian Silberer:
[1:13:12] Dass ich der SaaS-Welt erhalten bleibe als Gründer. Gucken wir auch hier und da ein bisschen was als Business Angel an. Möchte jetzt aber ehrlich gesagt nicht zu viele Business Angel Themen machen und zu viele Direktinvestments, weil das ist mit zu viel Zeit und ich maße mir jetzt auch nicht an, der beste Investment-Energist zu sein. Wenn es passt, wenn ich denke, ich kann einen Mehrwert stiften und die Situation gerade auch in der Runde passt, why not? Könnt ihr euch gerne bei mir melden, falls ja jemand zuhört und ein cooles Unternehmen hat. Meine langfristige Idee ist schon, irgendwann wieder was selbst zu gründen. Aber bis dahin, ich mache mir jetzt keinen Druck. Ich möchte es auch ehrlich gesagt, ich habe jetzt elf Jahre Seftas gemacht. Das ist ein Drittel meines Lebens. Jetzt ist Zeit auch, glaube ich, mal ein bisschen, und da habe ich mein komplettes Privatleben, alles andere, habe ich hinten angestellt, hinter Seftas. Ich glaube, jetzt möchte ich dieses Jahr auch wirklich mal Dinge tun, die es sonst immer zu kurz gekommen sind. Sport, Reisen, Haus umbauen und auch einfach Zeit mit Freunden, Familie etc. Verbringen. Und es ist nicht ganz wichtig, keinen vollgetakteten Terminkalender mehr zu haben.
Fabian Tausch:
[1:14:11] Das klingt nach einem guten Plan. Wenn du dir Themen anguckst, welche Rolle spielt dann gerade so diese ganze Welle, die mit KI durch die ganze Welt geht? Nicht nur durch die SaaS-Welt, sondern durch die ganze Welt. Wie blickst du darauf?
Fabian Silberer:
[1:14:24] Seien wir ehrlich, so ein klassisches SaaS-Geschäftsmodell. Wahrscheinlich werden da 80, 90 Prozent der Modelle, die nicht innovativ auf der AI-Seite sind, die nächsten Jahre ersetzt. Das gilt ganz besonders für Themen, die misseftes, die regulatorisch gefüllt sind, die ja auch heute schon viel automatisierbar ist, mit denen, glaube ich, das muss eine Rolle spielen. Es ist auch immer wichtig, glaube ich, die Gusto der aktuellen Investorenwelt zu treffen und wenn du da nicht irgendwie sinnvoller erklären kannst, warum du kein AI drin hast, dann fliegst du halt auch ganz häufig da raus, bekommst halt auch Premium-Multiples für AI. Ich glaube, es gehört ein Stück weit zum Storytelling dazu, wobei ich auch kein Freund bin nur von Storytelling, sondern es sollte schon auch sinnvoll sein und ich glaube, die SaaS-Geschäftsmodelle, das ist, unerlässlich darüber nachzudenken, wie kann ich das mit LLMs, mit Agents, mit Workflows, mit whatever, mit Machine Learning Modellen bereichern oder auch neue Dinge enablen, die vorher gar nicht möglich gewesen wären. Also auch Leute auf die Plattform, auf die Software mit drauf zu bekommen, die vorher keinen Zugang zu dieser Software, zu dieser Plattform hatten und jetzt neue Synergien entstehen können, die einfach nicht denkbar gewesen wären vorher.
Fabian Tausch:
[1:15:32] Fabian, ich glaube, wir haben die Safdesk-Story so gut es geht von Inflection bis Exit erzählt. Die ist natürlich nicht zu Ende, da passiert noch einiges jetzt die nächsten Jahre. Da werde ich vielleicht mal mit Marco irgendwann drüber sprechen, um mal zu verstehen, wie sich das dann innerhalb von ZJIT weiterentwickelt hat. Aber vielen, vielen lieben Dank, dass du da so offen drüber gesprochen hast und da mal dir die Zeit genommen hast. Ich weiß, du hast lange nicht mehr so viel Podcast gemacht. Und deswegen freut mich das umso mehr, dass wir hier die Zeit hatten, mal ein bisschen in die Tiefe zu gehen in den verschiedenen Themen. Und wünsche dir natürlich irgendwie bei allem, was jetzt kommt, viel Erfolg, aber erstmal auch viel Erholung. Und dann, wenn du magst, natürlich gerne noch letzte Worte. Kurz noch von mir, ich verlinke dein LinkedIn und seff das auch selbst nochmal in den Shownotes, sodass man da sowohl Kontakt aufnehmen kann, als auch sich Säffdesk nochmal anzugucken, falls man es nicht schon längst getan hat. Und überlasse dir gerne die letzten Worte des Podcasts heute.
Fabian Silberer:
[1:16:26] Ja, du, vielen Dank, dass ich da sein durfte. Und es hat Spaß gemacht. Es ist eine Freude und eine Ehre, hier bei Unicorn Bakery zu sein. Von dem her, Fabian, cool. Vielen Dank. Danke.