Du hast die eine Idee und fragst dich, wie du daraus ein erfolgreiches Startup machst?
Genau diese Frage habe ich mir vor fünf Jahren gestellt und habe seitdem mehr als 300 Interviews mit den erfolgreichsten Gründern der Welt geführt und versuche das in diesem Beitrag mal zusammenzufassen.
Heutezutage wollen immer mehr Menschen ein Startup gründen, aber was bedeutet das eigentlich?
Die Idee
Kennst du den Moment? Du erzählst Freunden davon, was für eine App die Welt eigentlich braucht und siehst dann ein paar Wochen oder Monate später eine Firma, die genau das macht? Wichtiger als die Idee ist die operative Exzellenz über Jahre hinweg, die ein Startup erfolgreich werden lässt.
Dennoch gibt es ein paar Punkte, die eine gute Idee ausmachen:
- Deine Idee sollte ein konkretes Problem lösen. Das bedeutet, du solltest recht klar sagen können, was du anders oder besser machst, als bestehende Lösungen. Auch wenn du im ersten Moment denkst, dass es niemanden gibt, der etwas ähnliches macht, gibt es immer direkten oder indirekten Wettbewerb. Hier musst du dich differenzieren und ein Alleinstellungsmerkmal (Unique Selling Point beziehungsweise USP) definieren.
- Es gibt die Theorie der Blue Ocean Strategy. Das bedeutet, du suchst dir einen Markt, in welchem es noch nicht 1000 Konkurrenten gibt. Zum Beispiel würde es heute wohl keinen Sinn machen, in den E-Scooter Markt einzusteigen, da dieser überhitzt scheint. Vielleicht liegt darin aber auch in anderen Branchen die Chance.
- Eine gute Idee lässt sich im Zweifelsfall schnell testen. Das bedeutet nicht, dass eine gute Idee leicht kopierbar ist, aber durch das Verständnis, welches du mitbringst, solltest du verstehen, wie du das Produkt in abgeschwächter Version am Markt testen kannst.
Was sich sehr schnell herausstellt ist, dass diese Regeln keine Allgemeingültigkeit haben können. Es gibt Ideen, die diesen Regeln trotzen und das auch mit Recht. Jedoch sind dies oft hochtechnische Gründungen, die in Deutschland einen kleineren Teil, der neu gegründeten Startups ausmachen. Das bedeutet aber nicht, dass diese Gründungen weniger erstrebenswert sind.
Das Team
Ein Startup wird selten von einer einzelnen Person gegründet. Meist gibt es eine Galionsfigur, meist der CEO der Firma, der das Startup nach außen repräsentiert. Jedoch bestehen die erfolgreichsten Startups oft aus mehr als einem Gründer.
Hier ein paar Beispiele:
- Microsoft: Bill Gates und Paul Allen
- Facebook: Mark Zuckerberg und Eduardo Saverin, Dustin Moskovitz, Andrew McCollum, Chris Hughes
- Shopify: Tobias Lütke, Daniel Weinand (zum Podcast mit Daniel), Scott Lake
- SAP: Hasso Plattner, Dietmar Hopp, Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira
- Salesforce: Marc Benioff, Parker Harris
- FlixBus: Jochen Engert, Daniel Krauss (zum Podcast mit Daniel), André Schwämmlein
Auch hier gibt es Beispiele von Jeff Bezos oder Elon Musk, die alleinige Gründer waren. Aber auch hier spielt das Team eine entscheidende Rolle, da irgendwer ihnen den Rücken freihalten muss. Oftmals übernimmt diese Rolle ein Chief Operating Officer (COO).
Worauf kommt es beim Team an?
Hier streiten sich die Geister ein bisschen, denn es gibt für viele verschiedene Konstellationen einige Beispiele.
- Vertrauen im Gründerteam: Teams aus Gründern und Gründerinnen, die sich bereits seit längerer Zeit kennen, scheinen besonders gut zu funktionieren. Wenn du deine Mitgründer erst bei einem Hackathon oder einem Startup Event kennengelernt hast und zwei Wochen später mit ihnen gründen möchtest, zerfällt das Team auch mal nach wenigen Monaten. Das liegt daran, dass es noch keine tiefere Beziehung oder Freundschaft zueinander gibt und es das sehr schwierig macht der anderen Person zu 100% zu vertrauen, dass sie im Sinne der Firma entscheidet.
- Komplementäres Skillset: Für viele Geschäftsmodelle bringt es dir nichts, wenn alle Gründer BWL studiert haben, aber keiner auch nur eine Zeile Code schreiben kann. Heutzutage beinhaltet fast jedes Startup eine Software Komponente und dementsprechend sollte auch jemand aus dem Gründerteam die Grundlagen des Programmierens verstehen. Skillsets können sich im allgemeinen auf der Reise noch angeeignet werden.
- Klare Aufgabenverteilung: Im Optimallfall könnt ihr im Team klar sagen, wer sich um welche Bereiche kümmert. Ich mache das Beispiel hier mal anhand eines Gründerteams aus drei Personen: Person A: Verantwortung für Strategie: Fundraising, Strategie, Sales, Recruiting, Gespräche mit potentiellen Kunden Person B: Verantwortung für das Operative: Interne Prozesse, Recruiting, Finanzen, Gespräche mit potentiellen Kunden Person C: Verantwortlich für das Produkt, also für technische Umsetzung, Design, Produktentwicklung Auch hier überschneiden sich ein paar Punkte und man kann nicht zu tausend Prozent alles trennen. Gerade Sales und Recruiting ist immer ein Thema und jede freie Minute sollte in vielen Startups darauf verwendet werden. Was eine klare Aufgabenverteilung mit sich bringt, sind Verantwortungsbereiche. Das bedeutet nicht, dass du alles in deinem Bereich alleine entscheiden sollst und musst, es bedeutet aber, dass du dich fokussieren kannst. Deine Mitgründer können dir dann Feedback geben und gegebenenfalls ein Veto einlegen, aber ihr müsst nicht 24/7 an denselben Themen arbeiten.
Das Produkt
Hier kommen wir zu einem Punkt, der wehtun wird. Denn die Idee und die Vision, die du gerade im Kopf hast, wie dein Produkt aussehen soll, wird oftmals leider nicht deine erste Version sein.
In der Produktentwicklung geht es im wesentlichen um eine Sache:
Product-Market-Fit (PMF)
Das bedeutet, dass du ein Produkt entwickelst, was der Markt dir aus den Händen reißt. Quasi ein Produkt, welches sich ohne Marketing von alleine verkauft.
Das Streben nach dem PMF führt dazu, dass du den Kunden in den Mittelpunkt stellst und nicht am Kunden vorbei entwickelst. Deswegen ist es wichtig möglichst schnell herauszufinden, ob du auf dem richtigen Weg bist und das geht mit einem
Minimum-Viable-Product (MVP)
Die von Eric Ries geprägte Lean Startup Methode, die heute absoluter Standard ist, fokussiert sich auf das MVP: Mit möglichst wenig Mitteln einen Vorläufer der eigentlichen Lösung zu entwickeln und Marktfeedback einholen, um zu sehen, ob ihr auf dem richtigen Weg seid.
Das bewahrt dich vor dem Moment, dass du eine lange Zeit ein Produkt entwickelst und dieses dann in der Tonne landet, weil es keiner will.
Hierbei ist wichtig, dass ihr euch Gedanken macht, welches Feature wirklich entscheidend für euren Erfolg ist. Euer MVP ist kein Schweizer Taschenmesser, es ist ein einziges Werkzeug für einen Zweck. Danach könnt ihr die fehlenden Features einbauen, aber mit Struktur.
Jetzt weißt du, dass es bei einem Startup die Idee, das Team, das Produkt super wichtig ist, aber da stellt sich oft noch eine Frage:
Die Frage nach dem Geld
Diese Frage hat zwei Bereiche, einmal das Geschäftsmodell und dann die Frage, ob ihr Geld von Investoren aufnehmen solltet.
Das Geschäftsmodell
Es gibt eine Vielzahl an Geschäftsmodellen, alle zu beleuchten verdient im späteren Verlauf mindestens einen eigenen Artikel. Hier mal eine kurze Übersicht:
- Freemium
- Pay Per Use
- Pay Per Seat
- Pay by Consumption
- Abonnements
- Werbebasiertes Geschäftsmodell
Um eine bessere Übersicht über die einzelnen Modelle zu bekommen, lohnt es sich bei WEKA nachzulesen.
Wichtig beim Geschäftsmodell ist es, dass du klar weißt wann du Geld verdienst und wann nicht. Je komplexer dein Geschäftsmodell, desto schwieriger kannst du planen wie viel Aufwand, welchen Ertrag mit sich bringt. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass Startups mit einem zu komplexen Geschäftsmodell damit zu kämpfen haben, dass sie eher scheitern werden.
Es geht auch mehrere Geschäftsmodelle zu vereinen, das empfiehlt sich aber nicht zum Start einer Firma. Das zweite Geschäftsmodell kann nach den ersten Erfolgen mit dem MVP ergänzt werden.
Geld von Investoren aufnehmen oder nicht?
Heutzutage liest man im Startup-Kontext nur noch von erfolgreichen Finanzierungsrunden und gewinnt den Eindruck, dass man ohne Fremdkapital nicht erfolgreich werden kann. Es spielen viele Faktoren eine Rolle, wenn man ein Startup gründet, die dafür oder dagegen sprechen können Geld von Investoren zu nehmen.
- Habt ihr als Team hohe Kosten, die ihr decken müsst oder wohnt ihr noch zuhause?
- Arbeitet ihr derzeit in einer Firma und könnt das MVP parallel zum Job entwickeln?
- Habt ihr gegebenenfalls Erspartes, welches ihr nutzen könnt?
- Gibt es Entwicklungskosten außer eure eigene Zeit?
- Könnt ihr einen Kunden gewinnen, der die Entwicklung finanzieren kann?
Bei der Finanzierung durch Investoren gibt es eine Regel: Je früher ein Startup Geld aufnimmt, desto mehr Anteile müssen die Gründer für eine gewisse Summe abgeben.
Ein kleines Beispiel:
Fall 1: Nehmen wir an, du und zwei Freunde habt eine Idee und braucht dafür Geld. Ein Investor findet die Idee und das Team gut und gibt euch für 20% 500-Tausend Euro, um das Produkt zu entwickeln. Eure Bewertung liegt also vor dem Investment bei zwei Millionen Euro (Pre-Money Bewertung), denn nach dem Investment von 500-Tausend Euro gehören dem Investor 20%. Die Bewertung nachdem das Geld auf eurem Konto ist (Post-Money Bewertung), liegt bei 2,5 Millionen.
Hättet ihr ohne externes Geld euer Produkt entwickelt und erstes positives Feedback am Markt erhalten, könnte die Rechnung wie folgt aussehen:
Fall 2: Um die Firma weiter voranzutreiben, benötigt ihr 500-Tausend Euro. Ihr wollt euch selbst endlich ein kleines Gehalt zahlen, ein bis zwei Mitarbeiter einstellen und vielleicht ein kleines Office anmieten. Diesmal bietet euch ein Investor 500-Tausend Euro für 10%. Warum? Weil ihr bereits was vorzeigen könnt. Eure Pre-Money Bewertung liegt also bei 4,5 Millionen Euro, mehr als doppelt so hoch im Vergleich zum vorherigen Beispiel.
Was will ich damit sagen? Überlegt euch gut, wann und wie viel Geld ihr aufnehmen möchtet.
Außerdem würde ich mich nach Startup Förderungen, wie dem EXIST Stipendium erkundigen. Hier kann es sein, dass der Staat euch mit einer sechsstelligen Summe unterstützt, wenn ihr die Kriterien erfüllt und ihr müsst dafür nicht mal Anteile abgeben.
Wenn du überlegst ein Startup zu gründen, dann kann ich dir meine Podcastfolge mit Daniel Krauss, einem der FlixBus-Gründer empfehlen: